Wien - 12.500 Österreicher sind derzeit an Multipler Sklerose erkrankt. Die Diagnose erhalten die Betroffenen meist zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr. Die häufigste Erkrankung des Zentralnervensystems gibt weiterhin zahlreiche Rätsel auf, gilt als "heimtückisch" und hat oft dramatische Folgen für die Lebensqualität, sagten Experten bei einer Pressekonferenz am Donnerstag in Wien.

Gerade zu Beginn kann sich MS durch vielerlei Symptome und Anzeichen manifestieren: Von Empfindlichkeits- und Sehstörungen bis hin zu chronischer Tagesmüdigkeit, Lähmungserscheinungen oder Blasenproblemen reicht die Palette. Einen klassischen Krankheitsverlauf gibt es nicht, sowohl Beschwerden als auch Therapie variieren von Fall zu Fall stark.

Nicht nur Erwachsene, auch Kinder und Jugendliche erkranken an Multipler Sklerose. Die "pädiatrische MS" bricht vor dem 18. Geburtstag aus und betrifft bis zu fünf Prozent aller Patienten. Knapp jeder hundertste Betroffene steht noch vor der Pubertät. Bei den Jüngeren treten die Schübe oft häufiger auf, bilden sich allerdings meist rascher zurück. Auch wenn eine frühzeitige Diagnose einen raschen Therapiebeginn und damit nicht selten längere Phasen zwischen die Schüben ermöglicht, bleiben generelle Prognosen unmöglich.

Individualisierte Therapie

Rätsel geben nach wie vor Ursachen und Auslösefaktoren auf. Klar ist nur, der Erkrankungsverlauf ist sehr unterschiedlich, entsprechend muss auch die Therapie individualisiert werden.

Demnächst werden mehrere neue Therapien und Medikamente in den USA und Europa eingeführt. Die Wirkstoffe Dimethylfumarat, Teriflunomid und Laquinimod haben in Studien bereits eine Verminderung der Schubrate bewiesen. Ein Interferon-beta-Präparat wird als weitere Therapieoption zur Verfügung stehen.

Der Präsident der Österreichischen Multiple Sklerose Gesellschaft (ÖMSG), Ulf Baumhackl, verwies auf die besondere Bedeutung des Arzt-Patienten-Verhältnisses, da es nicht nur unzählige Entscheidungen in Sachen Behandlung zu treffen gilt, sondern die Therapietreue bei dieser chronischen Erkrankung besonders wichtig sei.

Der Experte warnte darüber hinaus nachdrücklich vor einer scheinbaren Alternative, die im Internet weiterhin kursiere. Er bezeichnete die sogenannte Venoplastie als "wertlos" und "gefährlich". (APA/red, 6.6.2013)