In Kritzendorf (NÖ) stehen die Einsatzkräfte im Dauereinsatz.

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Im Gasthaus "Rothmayr" in St. Margarethen ist jetzt länger Sperrtag.

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Linz/Krems – "Eigentlich könnte ich jetzt Schlammpackungen in meinem Hotel anbieten" – Rene Rothmayr ringt sich ein Lächeln ab. Der Wirt des beliebten Gasthauses "Rothmayr" in St. Margarethen bei Linz steht vor den Trümmern seiner Existenz. Wieder einmal. Bereits 2002 war der traditionsreiche Familienbetrieb vom Donau-Hochwasser nicht verschont geblieben. "Der erst vor wenigen Jahren renovierte Gastraum, der Barbereich, die Küche – alles wieder über einen Meter unter Wasser. Ich schätze den Schaden aus derzeitiger Sicht auf rund 200.000 Euro", schildert Rothmayr im Gespräch mit dem Standard. Lange habe man in
den letzten Tagen versucht, gegen die Wassermassen anzukämpfen: "Aber irgendwann merkst du, dass es keinen Sinn mehr hat. Wir haben uns dann einfach in den ersten Stock gesetzt und abgewartet."

"Alles gut versichert"

Jetzt, wo das Wasser langsam zurückgeht, der Dreck aber bleibt, heißt es für die Familie Rothmayr schnell sein: "In zwei Tagen ist der Schlamm hart wie Beton. Da brauchst du dann die Hilti." Die Schadensabwicklung an sich sei bereits 2002 "völlig problemlos" gelaufen. Rothmayr: "Wir haben alles gut versichert." Eine Soforthilfe aus dem Katastrophenfonds hat der Gastronom bis dato noch nicht in Erwägung gezogen: "2002 ist das über die Versicherung unkomplizierter gegangen."

Erste Anlaufstelle für Geschädigte sind in der Regel die Gemeinden. Zuständig für Katastrophenhilfe sind nämlich die Länder, die dabei vom Katastrophenfonds des Bundes unterstützt werden. Dieser hat nach Angaben des Finanzministeriums nach dem Hochwasser 2002 391,21 Millionen Euro an Schadenersatz ausgeschüttet, davon 262,45 Millionen Euro an Private.

Der Höhepunkt des Hochwassers dürfte erreicht worden sein, nur in Korneuburg stieg am Mittwoch der Pegel der Donau noch leicht. Von Entspannung war aber keine Rede, denn die bange Frage war, ob die durchweichten Dämme halten. Einer der Brennpunkte war Krems in Niederösterreich. Ein Damm bei Theiß nahe Krems sei durch einen sogenannten hy­draulischen Grundbruch gefährdet, teilte die Feuerwehr mit. Mit Betonleitwänden und Hochwasserschutz-Elementen aus Kunststoff wurde deshalb eine zweite "Verteidigungslinie" sowie Evakuierungsmaßnahmen für den Ernstfall vorbereitet. Rund 1500 Menschen mussten bisher in ­Niederösterreich ihre Häuser aus Sicherheitsgründen verlassen.

Gemüseernte vernichtet

Wie hoch die Schäden sind, lässt sich derzeit noch schwer ­sagen. "Die Gesamtschadenshöhe wird aufgrund der Schutzmaßnahmen niedriger ausfallen als nach dem Hochwasser 2002", meint Landeshauptmann Josef Pühringer (VP). Zehn Millionen Euro aus dem Katastrophenfonds sind bereits freigegeben.

Die Wassermassen haben ­deutlich mehr landwirtschaftliche Kulturen getroffen als 2002. Allein im Bezirk Eferding wurden 80 Prozent der Gemüseernte vernichtet. "Allein in Oberösterreich sind einige tausend Hektar betroffen – teilweise auch beim Mais, in einem kleineren Ausmaß beim Getreide", erläutert Franz Rei­secker, Präsident der Landwirtschaftskammer Oberösterreich.

Zwei "Riesenprobleme" würden jetzt drohen: "Dort, wo der Schlamm liegt, erstickt alles dar­unter. Getreide, das vom Wasser überflutet ist, wird in der Ähre verschmutzt, und es droht eine massive Verpilzung."

In Tirol rechnet man mit einer Schadenssumme von 50 Millionen Euro. Hunderte Häuser und Straßen sind in den Bezirken ­Kufstein und Kitzbühel zerstört. Rund 80 Firmen im Unterland wurden eschädigt. Die Wirtschaftskammer bietet Soforthilfe: 2000 Euro gibt es "sofort und unbürokratisch" pro Betrieb. Zusätzlich sollen aus dem Katastrophenfonds der Kammer zehn Prozent des Schadens – maximal bis 10.000 Euro – ersetzt werden.

Die Salzburger Landesregierung braucht wahrscheinlich 50 Millionen Euro für Reparaturen im öffentlichen Bereich. Um elf Millionen Euro wurde bereits beim Bund angefragt, um Flussufer wieder instand zu setzen. Auch für Private (mit mehr als 1000 Euro Schaden) fließt Geld. 1200 Fälle dürfte man abzuwickeln haben, schätzt Josef Schweiger, Leiter der Abteilung für Lebensgrundlagen und Energie. (mro, ver, ruep/DER STANDARD, 6.6.2013)