Daniel Leonov (18), BRG Hamerlingstraße, Linz: "Für mich bedeutet Europa Freiheit"
Oft schaue ich mit meinen Eltern Reportagen über den Eisernen Vorhang an, in denen Leuten berichten, wie sie damals über die Grenze geflüchtet sind. Ich merke dann, wie sich die Stimmung im Wohnzimmer spaltet: Mich berühren die Flüchtlingsströme kaum, meine Eltern bekommen richtige Gänsehaut.
Verwundert frage ich mich, wieso sie bei diesen Bildern so sentimental werden. Ihre Antwort lautet stets: "Diese Menschen haben alles, was sie hatten, hinter sich gelassen, um sich den Traum von einem besseren Leben zu verwirklichen." Auch meine Eltern haben alles hinter sich gelassen, um sich ein neues Leben aufzubauen. Beide sind im Kommunismus aufgewachsen, in Bulgarien. Ich kam in Österreich auf die Welt und bin laut Schulbuch ein Migrant zweiter Generation.
Früher sind wir oft über Grenzen gereist. Der Moment, als uns der Polizist mit seinem grimmigen Gesichtsausdruck musterte, wirkte zwar ernst, es war aber auch spaßig zu beobachten, dass an verschiedenen Grenzen Menschen in verschiedenen Uniformen verschieden grimmig schauen. Durch das Schengener Abkommen sind Grenzkontrollen zwischen EU-Staaten längst passé.
Für mich bedeutet die EU Freiheit und Einheit, doch noch bin ich nicht bereit, mich als Europäer zu bezeichnen. Es ist gut, wenn es internationale Kooperationen gibt, trotzdem sollte sich jeder mit seinem Land identifizieren. In meinem Fall Österreich.