Solarmodule auf dem Meer können die Malediven künftig mit Energie versorgen.

Foto: Swimsol

"Die Malediven sind das beste Land für Solarenergie", sagt Martin Putschek. In Europa brauche es zum Teil noch Förderungen. "Auf den Malediven ist es umgekehrt. Solarenergie wäre dort billiger als der Strom, der dort praktisch ausschließlich per Dieselgeneratoren hergestellt wird." Allerdings gibt es einen großen Haken: Im Inselstaat gibt es keine verfügbaren Landflächen, um ein Solarkraftwerk zu bauen. Die Wiener Firma Swimsol, die Martin Putschek gemeinsam mit seinem Bruder Wolfgang führt, will diesem Problem entgehen. Die Idee: "Warum geben wir die Solaranlagen nicht aufs Wasser?"

Allerdings kann man nicht einfach konventionelle Solarmodule aufs Wasser setzen. Die Paneele sind mit einer Plastikfolie geschützt, die bei einer zu hohen Luftfeuchtigkeit kaputtgeht, erklärt Putschek. Die Lösung für das Problem lag in sehr dünnen, speziell gehärteten Glasplatten einer Spezialfirma, die das Modul oben und unten vor dem Meer schützen. "Ein erwünschter Nebeneffekt der Technik ist, dass die Zellen weniger leicht beschädigt werden." Am Rand dichtet ein Gummi "ähnlich wie bei einer Autowindschutzscheibe" ab.

Nächstes Problem: der Wellengang. Die Entwickler entschieden sich für eine Gerüstkonstruktion, die zur Hälfte über und zur Hälfte unter Wasser liegt. "Durch die verteilten Schwimmkörper hat die Welle nicht so viel Angriffsfläche." Ein Großteil des Auftriebskörpers entzieht sich so der Welle. Eine Konstruktion, die jener von Ölplattformen ähnelt.

Ausgerichtet sind die von Swimsol entwickelten Konstruktionen, die die Paneele tragen, für eine Wellenhöhe von maximal 1,5 Metern. "Würde man sie höher machen, würde die Konstruktion im Prinzip auch eine Wellenhöhe von drei Metern bestehen", sagt Putschek. "Was zählt, ist die Größe der Plattform in Relation zur Wellenlänge. Eine Anlage mit 100 mal 100 Metern werde sich bei Wellenlängen von zehn Metern nie schiefstellen". Die einzelnen Module werden mit speziellen Gelenken und Federn verbunden.

Zu den größten Gefahren für die Solarpaneele zählen Stürme. Die für den Einsatz in stillen Buchten konzipierten Konstruktionen sind darauf ausgerichtet, Windgeschwindigkeiten von bis zu 120 Stundenkilometern auszuhalten. Einen Tsunami werden sie zwar nicht überstehen, räumt Putschek ein, aber in diesem Fall hätte das Land ganz andere Sorgen als zerstörte Solarpaneele. "Einen Sturm, der regelmäßig in einer Region vorkommt, müssen wir aber aushalten." Gebaut sind die schwimmenden Solaranlagen für eine Gesamtlebensdauer von 20 Jahren.

Der Einsatz im Salzwasser und bei Wellengang wird bei der Energieausbeute ein paar Prozente kosten. Im Meer bildet sich auf den Paneelen eine Salzschicht, die regelmäßig manuell weggewaschen werden muss. Die Anlagen müssten ohnehin bewacht werden, ein "Solarwart" wird regelmäßig zum Solarkraftwerk übersetzen und das Salz abwaschen.

Aber es gibt auch Positiva in der Energiebilanz. Ein schwimmendes Solarkraftwerk zehrt von einer höheren Strahlung, die durch die Reflexion des Sonnenlichts an der Wasseroberfläche entsteht. Gleichzeitig kühlt das Wasser die Paneele, was dem Leistungsverlust bei sich erwärmenden Solarzellen entgegenwirkt. "De facto werden sich Verluste und Gewinne die Waage halten", sagt Putschek.

Für die Entwicklung nutzte man unter anderem das große Wellenbecken der Schiffbautechnischen Versuchsanstalt am Wiener Donaukanal, auf dem sonst Modelle von Kreuzfahrtschiffen getestet werden. Mittlerweile ist ein erster Prototyp so weit ausgereift, dass er auf einem See getestet werden kann. Bald soll auch eine erste Pilotanlage auf den Malediven folgen. Die vielen Hotelresorts sind für Swimsol der "relevante Markt". Sie könnten mit einer schwimmenden Solaranlage in einer Lagune ihren Dieselverbrauch stark eindämmen. Weitere Märkte könnten sich in Inselregionen mit passendem tropischen Klima auftun, etwa in Französisch-Polynesien, Thailand oder Indonesien.

Ab 2014 macht sich Swimsol auf die Suche nach Investoren. Die Wiener Förderagentur Zit unterstützte Swimsol bereits im Zuge des vergangenen Calls "From Science to Products", bei dem das Tech-Start-up zusätzlich den mit 10.000 Euro dotierten zweiten Platz erreichte. (Alois Pumhösel, DER STANDARD, 5.6.2013)