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Ob Bernd Wiesberger (27) auch im Tullnerfeld im kurzen Leiberl wird golfen können, ist höchst ungewiss.

Foto: AP/ Hans Punz

Atzenbrugg - Es schüttete auch am Dienstag im Tullnerfeld. Und ehe Bernd Wiesberger rausging auf den naturgemäß nassen, aber dank ausgeklügelter Drainagen durchaus bespielbaren Platz des Diamond Country Clubs, um an seinem kurzen Spiel zu arbeiten, sagte er: "Wenn man sich als Sportler keine Ziele setzt, kann man sie auch nicht erreichen."

Seit 2006 ist der Burgenländer Golfer von Beruf, und vor zwei Jahren, als er seine Zusammenarbeit mit Trainer Philippe de Busschere begann, setzten sich die beiden zum Ziel, in fünf Jahren das Sakko zu gewinnen. Dieses gibt es, neben einer Handvoll Dollar, für den Sieg beim US Masters in Augusta, einem der vier Major-Turniere des Golfjahres. "Wir müssen realistisch sein", sagt Wiesberger auch, "aber wir sollten nicht tiefstapeln."

Der Oberwarter, der derzeit in der Weltrangliste auf Platz 61 und damit so weit oben wie nie zuvor rangiert, schaffte zuletzt saisonübergreifend in 15 Turnieren der European Tour, die bis auf Amerika weltweit unterwegs ist, stets den Cut. Im Race to Dubai liegt er mit 322.997 Euro Preisgeld an 39. Stelle. Die besten 60 qualifizieren sich fürs Saisonfinale in den Arabischen Emiraten.

Der 27-Jährige gibt sich nicht groß erstaunt über seinen Erfolgslauf. " Darauf habe ich ja hingearbeitet." Und wenn er vergangene Taten reflektiert, dann nur nicht auf dem Golfplatz, denn das sorge nur für Blockaden. Besser sei es, man denkt an Vergangenes oder Zukünftiges wie das Grüne Sakko abends vorm Fernseher.

"Es fühlt sich gut an, wenn man von Erfolg zu Erfolg geht", schildert Wiesberger, der heuer in Indonesien gewann und zuletzt in Schweden Dritter wurde. "Mein Spiel wird immer besser." Und daran ist de Busschere, ein Belgier, der bei der Leadbetter Golf Academy in Djakarta den Direktor gibt, wenn er nicht gerade mit Wiesberger unterwegs ist, wesentlich beteiligt. Wiesberger: "Es ist viel weitergegangen in allen Richtungen. Da sieht man die Kontinuität. Wir haben die gleichen Dinge im Plan." De Busschere, der ebenfalls in Atzenbrugg weilt: "Wir brauchen keine langen Besprechungen, das kostet unnötig Energie." Zwei Sätze sollten völlig ausreichend sein, um spezifische Korrekturen anzubringen.

Die Physis des Golfers

Ein Golfer kann niemals perfekt sein. Der Belgier meint, dass der Burgenländer in seinem langen Spiel bei 80 Prozent seines Leistungsvermögens angelangt ist, und im kurzen Spiel, beim Putten oder bei Bunkerschlägen, bei 70 Prozent. Womit klar ist, wo der Schwerpunkt im Training liegt.

Der Schwerpunkt abseits des Platzes liegt in der Kraftkammer. Wiesberger, 1,88 Meter hoch und knapp 90 Kilogramm schwer, ist ein athletischer Golfer. "Die Physis", meint sein Trainer, "ist ein Faktor, der im Golf immer wichtiger wird." Man könne die Konzentration besser aufrechterhalten. Und sie helfe, die Strapazen der häufigen Flüge durch die Zeitzonen besser zu verkraften.

Der nächste könnte am Montag anstehen. Schafft Wiesberger bei den mit einer Million Euro dotierten Lyoness Open ein Spitzenresultat, dringt er unter die Top 60 der Welt vor und ist als erster Österreicher für die US Open, die nächste Woche in Pennsylvania gegeben werden, qualifiziert. Bei diesem Major geht es um acht Millionen Dollar. Prinzipiell kann ein Golfer lange lernen und wirken, wie etwa der Spanier Miguel Angel Jimenez (49) beweist, kein Kind von Traurigkeit und ein Stammgast bei den Austrian Open. "Ich will aber nicht ewig um die 60 sein", sagt Wiesberger. (Benno Zelsacher, DER STANDARD, 5.6.2013)