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Die Gier der anderen Gäste kann einem den Urlaub vermiesen.

Foto: AP/Larry Crowe

Das ganze Jahr über freut man sich auf diese einzigartige Zeit, denn dieses Jahr wird alles anders. Und dann ...

Zuerst steigt der Adrenalinspiegel bei der Jagd im Internet nach der raffiniertesten Reisekombination aus billig und außergewöhnlich.

Dann streitet man mit dem Partner wochenlang über einen, am Ende doch nur halbherzigen, Kompromiss und schwört sich, im nächsten Jahr aber wirklich die eigenen Interessen ohne wenn und aber durchzusetzen. Nach der Buchung bleibt das unangenehm vage Gefühl, vielleicht doch nicht das allerbeste Angebot erwischt zu haben. Ärgerlich.

Leicht frustriert macht man sich daran, bei Nachbarn und Freunden zu Kreuze zu kriechen, damit die Orchideen und der Gummibaum in den zwei Wochen Abwesenheit nicht vertrocknen und die Katze nicht verhungern muss. Der zu erbringende Lohn dafür wird fürchterlich sein: Einladungen zum Essen, zu diversen Ausflügen, ins Kino und zum gemütlichen Beisammensitzen.

Am Flughafen ärgert man sich, trotz der raffinierten Buchung auf so viele proletoide Mitreisenden zu treffen, mit denen man den Flieger teilen muss. Und vor allem darüber, dass plötzlich die außergewöhnliche Reise zu einem banalen Ferienflug wird, wie ihn hunderte andere auch machen.

Im Hotel angekommen ist natürlich das Zimmer nicht so, wie man sich das vorgestellt hat, der Balkon ist zu klein, das Bett zu hart, der Service mies und der Partner zickt bei jeder Gelegenheit herum. Dabei wollte man doch ein bisschen Auffrischungsarbeit in Sachen Liebe erledigen. Nur unter diesen Umständen ...

Am Buffet ärgert man sich dann über die Gier der anderen Gäste und darüber, dass ausgerechnet vom speziellen Nudelauflauf mit dem vielen Käse obendrauf nichts mehr übrig ist, wenn man endlich an der Reihe ist. Und dann muss man feststellen, dass die Hälfte der Gebirge, die auf den Tellern liegen kalt oder ungenießbar oder beides sind. Der Partner hat sich mittlerweile an die Bar verzogen.

Am Pool zu viele Menschen in zu wenig Kleidung, an der Bar lauter Betrunkene - inklusive Partner, der Strand verdreckt, das Meer kalt, der Sonnenuntergang wolkenverhangen und die sanfte Brise bläst einem beim einsamen Strandspaziergang unter Sternen ziemlich steif ins Gesicht.

Bei der Heimreise erkennt man die Landsleute schon auf 200 Meter Entfernung am grantigen Gesichtsausdruck und an den miesen Witzen, schämt sich für seinen Reisepass und nimmt sich fest vor, es im nächsten Jahr ganz anders zu machen. (Mirjam Harmtodt, derStandard.at, 5.6.2013)