Johannes Ditz hat wieder mehr Zeit für Literatur.

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Wien - Die EU-Wettbewerbskommission hat nun einen (groben) Restrukturierungsplan für die Hypo Alpe Adria, die Kärntner Bank braucht dafür einen neuen Aufsichtsratsvorsitzenden. Der bisherige, Johannes Ditz, ist am Montag zurückgetreten - und eigentlich wollte er das schon nach der Sitzung des Kontrollgremiums am Freitag tun. Er kann sich "mit einem Teil des Verhandlungsangebots", das die Republik nach Brüssel geschickt hat, "nicht identifizieren", erklärte er den Grund für seinen Schritt.

Ditz plädiert für die Schaffung einer Bad Bank noch heuer, zudem kritisiert er, dass im Plan für die EU der Verkauf des Südosteuropa-Netzwerks für 2014 anvisiert ist, während er sich stets für eine Frist bis 2015 ausgesprochen hat. Zudem dürfte sich Ditz vom Eigentümer Republik desavouiert fühlen. Die Installierung einer Taskforce unter Leitung von Fimbag-Chef Klaus Liebscher trug dazu bei, an Sitzungen der Einsatzgruppe hat er nie teilgenommen. Bei Besprechungen von Beamten des Finanzministeriums wurde, wenn die künftige Linie der Bank zur Sprache kam, das Aufsichtsratspräsidium (Ditz und Rudolf Scholten) aus dem Raum geschickt, was die Gesprächsatmosphäre weiter abkühlte.

Ditz: Zusätzlicher Bedarf von 2,5 Milliarden Euro

Der Inhalt des Restrukturierungsplans wurde Aufsichtsrat und Bankvorstand unter Gottwald Kranebitter am Freitag mitgeteilt - besser gesagt: einem Teil des Aufsichtsrats. Denn die Kontrollore Scholten, Alois Steinbichler und Helmut Draxler waren urlaubsbedingt abwesend; neben Ditz waren noch ein Betriebsrat und der Fimbag-Vorstand Liebscher und Adolf Wala da. Allerdings war das Thema erst kurzfristig auf die Tagesordnung gekommen, ursprünglich wollte man nur den Verkauf der Hypo Österreich absegnen und den Restrukturierungsplan erst am 4. Juni besprechen.

Ohne formalen Beschluss durch Vorstand und Aufsichtsrat (er nahm das Papier dann mehrheitlich "zur Kenntnis"), so hatte Ditz intern schon zuvor erkennen lassen, würde er das Restrukturierungskonzept nicht mittragen. Wörtlich soll er davon gesprochen haben, eine Umsetzung ohne Beschluss der Organe sei "Wahnsinn". Sollte der Plan ohne Schaffung einer Bad Bank umgesetzt werden, sei mit einem zusätzlichen Kapitalbedarf von 2,5 Mrd. Euro noch für die Bilanz 2013 zu rechnen, soll Ditz in der Sitzung vom Freitag gewarnt haben.

Geringere Belastung durch Bad Bank?

Damit käme das Budget ziemlich aus den Fugen, hat doch Finanzministerin Maria Fekter für heuer "nur" 700 Millionen für die Hypo eingestellt. Wie Ditz und Scholten in einem Schreiben an die Ministerin vorrechnen, könnte die drohende Budgetbelastung durch die Gründung einer Bad Bank und den Entfall des Verkaufsdrucks für die Südosteuropabanken um jeweils eine Milliarde reduziert werden. Auch der Vorstand der Hypo sieht den Restrukturierungsplan skeptisch, Wohlinformierte bezweifeln, dass Kranebitter noch sehr lang an Bord sein wird.

Fekter selbst gab sich am Montag zur Hypo neuerlich wortkarg. Die Entscheidung von Ditz werde zur Kenntnis genommen, ein Nachfolger in den nächsten Wochen präsentiert, hieß es. Der Aufsichtsratspräsident hatte bereits vergangene Woche anklingen lassen, dass seine Tage in der Bank bald gezählt sein könnten. Wenn er das Vertrauen des Eigentümers nicht mehr genießen sollte, sei es besser, wenn ein anderer die Position übernehme, hatte Ditz im ORF-Radio erklärt. (gras, DER STANDARD, 4.6.2013)