Immer gut gelaunt: Grumpy Cat.

Foto: The Official Grumpy Cat / http://www.grumpycats.com/

Manche Promis sind einfach nie zufrieden. So wie der Star eines neuen Films, der vor neun Monaten noch völlig unbekannt war und in dem 227 Seelen kleinen Dorf Morristown in Arizona lebte. "Sie hasst Filme", sagt Talentmanager Ben Lashes über die Darstellerin, eine Katze namens Grumpy Cat.

Die mürrische Mieze wurde aufgrund ihres ständig übel gelaunten Gesichtsausdrucks im Internet berühmt, wo es zig Fotos und Videos von ihr gibt. Der 34-jährige Talentmanager hat sich auf Internetkatzen spezialisiert: Wenn ein neues Web-Phänomen auftaucht, nimmt er Kontakt zu den Besitzern auf und hilft ihnen, den Ruhm der Katze zu verlängern, zu schützen und zu Geld zu machen. Dabei fragt er sich: „Was hätte Walt Disney gemacht, wenn Micky Maus sich damals viral auf Youtube verbreitet hätte?"

Viral

Vergangenen September besuchte Bryan Bundesen seine Schwester Tabatha in Arizona. Dabei machte er ein Foto von ihrer Katze und veröffentlichte es auf der Internetseite Reddit. Die Internetnutzer fanden die Katze witzig und legten ihr Worte in den Mund, die ihren Gesichtsausdruck erklären könnten: "Es gibt zwei Sorten Menschen auf dieser Welt... und ich mag sie nicht", lautet eines von tausenden dieser Zitate.

Innerhalb weniger Wochen wurden Fotos und Videos der Katze Millionen Mal bei sozialen Netzwerken geteilt. Seit Oktober kümmert sich Ben Lashes nun um ihre Karriere. Diese Woche hat er den Verkauf der Filmrechte der mürrischen Mieze an Broken Road Productions ausgehandelt, eine Produktionsfirma, die 2011 die Komödie "Jack und Jill" mit Adam Sandler drehte.

Diese Woche reist die Katze nach New York, um bei der Messe BookExpo America Werbung für ein neues Buch zu machen: "Grumpy Cat: A Grumpy Book: Disgruntled Tips and Activities Designed to Put a Frown on Your Face", ein scherzhaftes Buch, das Tipps dazu gibt, wie man am besten eine schlechte Laune bekommt.

Verkauf

Außerdem hat Lashes einen Vertrag mit der Firma Grenade Beverage abgeschlossen, die jetzt Getränkedosen und Flaschen mit dem Bild der mürrischen Mieze verkaufen darf. Ohne die Filmrechte habe die Familie Bundesen bereits eine niedrige sechsstellige Summe durch die Katze verdient, wovon Lashes etwa 20 Prozent erhält, sagen seine Klienten. Lashes selbst wollte sich zu den finanziellen Abmachungen nicht äußern. "Er sorgt wirklich gut dafür, dass wir nicht ausgenutzt werden", sagt Bundesen über Lashes.

Lashes verließ 2000 nach einem Studienjahr die Universität, um seinen Traum von einer Musikkarriere zu verwirklichen. Er spielte in einer Band und arbeitete als Talentsucher für ein unabhängiges Label.

2010 hörte er von einem Familienfreund, Charlie Schmidt, der 1985 seine mittlerweile verstorbene Katze Fatso in ein blaues T-Shirt gesteckt und sie an ein Keyboard gesetzt hatte. Dann brachte er die Katze dazu, eine Melodie zu spielen, die Schmidt selbst komponiert hatte. Kurz vor dem Gespräch mit Lashes hatte er das Video bei Youtube veröffentlicht – "Keyboard Cat" war sofort ein Erfolg.

Social-Media-Strategie entwickelt

Lashes half seinem Freund, eine Social-Media-Strategie zu entwickeln, um die Katze noch berühmter zu machen. Er empfahl Schmidt, eine neue Katze aufzunehmen und weitere Videos zu drehen. Dann schlossen sie Lizenzdeals mit T-Shirt- und Spielzeugherstellern ab. Außerdem erschien die Katze in Werbekampagnen. Insgesamt habe Schmidt fast 300.000 Dollar an den Keyboard-Katzen verdient, sagt er.

Heute lebt Lashes im kalifornischen West Hollywood und arbeitet von seiner Ein-Zimmer-Wohnung aus. Seine neueste Klientin ist Princess Monster Truck, eine Katze mit vorstehendem Unterkiefer. „Was Katzen angeht, weiß Ben genau, was zum Hit wird und was nicht", sagt Christopher Torres, ein Kunde von Lashes und der Macher von Nyan Cat, einer digitalen Zeichentrickkatze mit einem quadratischen Gesicht.

Lashes sagt, er helfe seinen Kunden auch dabei, ihre Marken zu schützen. Vergangenen Monat zogen seine Kunden Schmidt und Torres in Kalifornien vor Gericht. Die Firmen 5th Cell und Warner Bros, Entwickler und Herausgeber der Scribblenauts-Videospiele, hätten unrechtmäßig Keyboard Cat und Nyan Cat als Charaktere in den Spielen verwendet.

Tattoo im Gesicht von Ex-Boxer Mike Tyson

"Wer als großer Konzern normalerweise für solche Rechte bezahlt, kann sich auf was gefasst machen", sagt Kia Kamran, eine Anwältin, die mit Lashes zusammenarbeitet und unter anderem auch das geistige Eigentumsrecht am Tattoo im Gesicht von Ex-Boxer Mike Tyson vertritt. Eine Sprecherin von Warner Bros. Interactive Entertainment wollte sich zu dem Fall nicht äußern. 5th Cell reagierte nicht auf Fragen.

Bei der Technologiekonferenz South by Southwest in Austin (Texas) organisierte Lashes vergangenen März mehrere zweistündige Auftritte für Grumpy Cat. Die Katze saß im Zelt der Webseite Mashable, während Menschen stundenlang Schlange standen, um ein Foto mit dem Tier zu machen.

Bundesen fuhr während der Konferenz mit einem schwarzen BMW X5 mit getönten Scheiben durch Austin. Am letzten Tag drängten sich 40 bis 50 Menschen um das Auto, die versuchten, durch die Scheiben Fotos von der Katze zu machen. "Die waren wie Paparazzi", sagt er. (Katherine Rosman, Wsj.de/derStandard.at, 02.06.13)