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Aufräumarbeiten in Istanbul.

Foto: EPa/TOLGA BOZOGLU

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Zuvor kam es noch zu weiteren Zusammenstößen. Dann beruhigte sich die Lage.

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Taksim-Platz: Demonstranten feierten gestern den Rückzug der Polizei.

Foto: AP/Thanassis Stavrakis

In der Nacht auf Sonntag haben sich Polizei und Demonstranten noch Straßenschlachten in Istanbul und Ankara geliefert, dann beruhigte sich die Lage vorerst. Auf dem Taksim-Platz harrten mehrere hundert Demonstranten aus, während die Stadtreinigung die Spuren der vergangenen Nächte zu beseitigen versuchte. In der Umgebung des Platzes wurden von den Demonstranten mehrere Straßen verbarrikadiert. Erst am Samstagnachmittag hatte sich die Polizei überraschend von dem Platz im Zentrum Istanbuls zurückgezogen und dadurch wesentlich zur Beruhigung der Lage beigetragen.

Damit rückte jedoch ein anderer Stadtteil Istanbuls ins Zentrum der Proteste. In Besiktas versuchten Demonstranten in der Nacht zum Sitz der konservativen AKP von Premierminister Recep Tayyip Erdogan vorzudringen. Die Polizei hinderte sie unter Einsatz von Wasserwerfern und Tränengas daran.

Ähnliche Szenen spielten sich in der türkischen Hauptstadt Ankara ab. Im Internet kursierte ein Video, das zeigt, wie ein gepanzertes Polizeifahrzeug ungebremst in eine Menschenmenge fährt und einen Demonstranten zu Boden stößt.

Aufruf zu neuen Demonstrationen

Generell erreichten die Auseinandersetzungen nicht die Intensität der vorangegangenen beiden Nächte. In einer Bilanz des Innenministeriums hieß es Samstagabend, seit Beginn der Proteste seien bei 90 Demonstrationen insgesamt 939 Personen festgenommen und 79 Menschen verletzt worden. Die Ärztegewerkschaft sprach von 414 Verletzten allein in Ankara, sechs davon hätten ein Schädelhirntrauma erlitten. In sozialen Netzwerken wie Facebook und Twitter wurde für Sonntag erneut zu Demonstrationen aufgerufen, auch aufgrund des Regens war jedoch unklar, wie viele Personen sich daran beteiligen würden.

Auslöser der landesweiten Proteste, war die geplante Verbauung des Gezi-Parks im Stadtzentrum von Istanbul. Die Demonstranten fürchteten um eine der wenigen Grünoasen der Stadt. Besonders nach dem gewaltsamen Vorgehen der Polizei gegen die Protestierenden Freitag in der Früh richtete sich der Widerstand jedoch vermehrt gegen eine als autoritär kritisierte Politik von Erdogans islamisch-konservativer Regierung. Erst kürzlich hatte die Regierung etwa ein Verkaufsverbot für Alkohol während der Nachtstunden verschärft.

Freude bei den Demonstranten

Nachdem Erdogan Samstagvormittag noch Härte demonstriert und erklärt hatte, der Taksim-Platz dürfe "kein Ort sein, an dem Extremisten machen können, was sie wollen", zog die Polizei am Nachmittag überraschend ab. Demonstranten strömten feiernd auf den Platz.

Nach Angaben der türkischen Tageszeitung "Hürriyet" könnte sogar Erdogans Ankündigung, keinesfalls von den Umbauplänen für den Gezi-Park abrücken zu wollen, zur Disposition stehen: Demnach soll der Bürgermeister von Istanbul am Sonntag mit Vertretern der Taksim-Gezi-Park-Plattform und der Architektenkammer zu Gesprächen zusammenkommen. Ein Istanbuler Gericht untersagte den Behörden unterdessen bis auf Weiteres, die Bäume im Gezi-Park zu fällen.

Solidaritäts-Protest in New York

Hunderte Menschen haben am Samstag in New York ihre Solidarität mit den Demonstranten auf dem Taksim-Platz in Istanbul bekundet. Mit Transparenten, auf denen "Genug" und "Resistanbul" stand, versammelten sich die Demonstranten im Zuccotti-Park nahe der Wall Street. Viele trugen rote und weiße Kleidungsstücke in Anlehnung an die türkischen Nationalfarben und riefen Parolen gegen die türkische Regierung. Der Zuccotti-Park war das Zentrum des Occupy Wall Street-Protests im Herbst 2011. (APA, 2.6.2013)