Berlin - Die Manipulation von Fußballspielen soll in wenigen Jahren auf internationaler Bühne mit gleicher Stärke bekämpft werden. Zudem soll es kleineren Staaten möglich sein, sich für die Ausrichtung Olympischer Spiele zu bewerben. Das sind die zentralen Punkte der "Berliner Erklärung", mit der die 5. Weltsportministerkonferenz in der deutschen Hauptstadt zu Ende ging.

Die erste Weltsportministerkonferenz fand 1976 in Paris statt, weitere Konferenzen folgten 1988 (Moskau), 1999 (Punta del Este, Uruguay) und 2004 (Athen). Die unregelmäßige Abfolge deutet daraufhin, dass die Konferenz unter dem Schirm der Unesco nur dann einberufen und abgehalten wird, wenn ein wirklich wichtiges Thema ansteht. 2004 redete man vor allem über Doping, und heuer redete man vor allem über Manipulation und Wettbetrug.

55 Sportminister in Berlin

Die Veranstalter in Berlin waren stolz auf 138 vertretene Länder. Wobei nach ihren Angaben neben 450 Funktionären auch 55 Sportminister an der Konferenz teilnahmen. Wie es aus dem deutschen Innenministerium heißt, hätte man auch Österreichs Sportminister Gerald Klug (SPÖ) "gerne begrüßt". Doch Klug ließ sich von Harald Treiber, dem Leiter der Abteilung für internationale Angelegenheiten im Sportministerium, vertreten. Was in Deutschland, wo man darauf verweist, dass Klug im Vergleich mit vielen anwesenden Ministerkollegen eine kurze Anreise gehabt hätte, jedenfalls für Verwunderung sorgte.

So oder so hat der dreitägige Kongress bei der Bekämpfung von Spielmanipulation erreicht, dass sich alle Staaten zu einer Problemanalyse und einem daraus resultierenden Maßnahmenkatalog verpflichteten. In einem nächsten Schritt soll 2014 eine Konvention ratifiziert werden, die völkerrechtliche Verbindlichkeit formuliert und das härtere Vorgehen in die Gesetzgebung der Nationalstaaten implementiert.

Die "Berliner Erklärung" ruft alle Staaten der Unesco auf, "die Einführung von strafrechtlichen Sanktionen zur unmittelbaren Abschreckung gegen Manipulationen von Sportwettbewerben und Doping im Sport zu prüfen". Zudem sollen "Wettregulierungsstellen eingerichtet werden, die eng mit Strafverfolgungsbehörden und Sportorganisationen zusammenarbeiten".

Grundlage und Umsetzung

"Das ist eine Grundlage, die wir in konkrete, politische Handlungen umsetzen müssen", sagte der deutsche Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich, zugleich Präsident der Konferenz. Konkret sollen die Einrichtung von Schwerpunkt-Staatsanwaltschaften sowie weitere strafrechtliche Veränderungen geprüft werden. "Wir dürfen jetzt nicht die Hände in die Hosentasche stecken", sagte die anerkannte Anti- Korruptions-Expertin Sylvia Schenk.

Mehr Gerechtigkeit soll nach Wunsch der "Berliner Erklärung" auch bei Bewerbungen für die Ausrichtung sportlicher Großveranstaltungen gelten. Kleine Staaten mit weniger Vermögen sollen künftig mehr Chancen haben. Angeregt werden Budgetdeckelungen und Co-Gastgeberschaften, damit nicht immer dieselben Staaten bei Großereignissen zum Zuge kommen. (fri, sid - DER STANDARD, 1.6. 2013)