London/Kigali - In Großbritannien sind fünf Männer aus Ruanda wegen des Vorwurfs der Verwicklung in den Völkermord in ihrem Heimatland festgenommen worden. Die Verdächtigen wurden am gestrigen Donnerstag einem Gericht vorgeführt, wie die Polizei mitteilte. Die ruandesische Justiz hat ihre Auslieferung wegen Mordes und Völkermords beantragt. Die heute 51 bis 60 Jahre alten Männer sollen die Taten zwischen Jänner 1993 und Juli 1994 begangen haben. Die nächste Anhörung zu ihrer Auslieferung ist für kommenden Mittwoch angesetzt.

Drei der Beschuldigten waren früher Bürgermeister von Gemeinden in Ruanda und sollen in dieser Funktion eine führende Rolle bei dem Genozid gespielt haben, bei dem rund 800.000 Menschen getötet wurden, die meisten von ihnen Angehörige der Tutsi-Volksgruppe. Vier der Männer hatten jedoch 2009 erfolgreich gegen ihre Auslieferung geklagt. Die britische Justiz entschied damals, dass das "reale Risiko" bestehe, dass sie keinen fairen Prozess in ihrem Heimatland erhalten würden. Ruandas Chefankläger Martin Ngoga versicherte, dass die Justiz seitdem "erhebliche Fortschritte" gemacht habe.

Der Völkermord in Ruanda wurde verübt, nachdem am 6. April 1994 eine Maschine abstürzte, in der sich der damalige ruandesische Präsident Juvenal Habyarimana, ein Angehöriger der Hutu-Volksgruppe, befand. Das Flugzeug war mit einer Rakete beschossen worden. Radikale Hutu-Anhänger töteten daraufhin binnen drei Monaten Hunderttausende Angehörige der Volksgruppe der Tutsis sowie auch gemäßigte Hutus. Die damalige Regierung ging nicht gegen die Massentötungen vor. Die Massaker endeten, als Tutsi-Rebellen aus der Ruandesischen Patriotischen Front die Macht übernahmen. (APA, 31.5.2013)