Heute Blindverkostung. Wir suchen: Startknopf. Und finden ihn: nicht. Sitzt nämlich links vom Volant. Mobilogen schließen daraus: Porsche. Kann aber nicht sein: Dafür sitzen wir entweder zu hoch (911, Boxster) oder zu tief (Cayenne). Hm. Vielleicht schon Macan? Runter mit der fiktiven Augenbinde, nichts von alledem, sondern Peugeot. Wir befinden uns im 508 RXH - H steht für Hybrid, Diesel-Hybrid -, also konkret in deren Öko-Flaggschiff.

Foto: peugeot

Realisiert ist hier ein Ansatz, dem bisher (wenn auch technisch anders) nur Mercedes folgt. Der Ansatz, den verbrauchsgünstigsten Verbrennungsmotor (Diesel) mit einem Elektromotor zu kombinieren. Damit der RXH sich vom 508 SW (Kombi) optisch differenziere, wurden ihm etliche SUV-Charakteristika verpasst, der Auftritt liegt zwischen elegant und rustikal. Ähnlich Hochbeiniges kennt man auch von Audi (Allroad), Subaru und VW (Passat Alltrack) - gegenüber dem 508 SW ergeben sich 38 mm mehr Bodenfreiheit, 184 mm sind es im RXH.

Foto: der standard/fischer

Sieht nach Allrad aus, hat er auch? Klar, wenn auch anders als üblich. Denn vorne, da versieht der Diesel seinen Dienst, hinten der E-Motor, und wer will, winters etwa oder schotters, kann im Betriebswählrad rüberdrehen zu 4WD, das wäre dann Allrad permanent.

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Dort kann man auch ZEV einloggen, rein elektrisches Fahren, solange der Vorrat reicht. Er reicht meist nicht lange, aber immerhin für die 30er- und 40er-Zonen dieser Welt(städte), und vor allem: immer mal wieder, da die Batterie beim Fahren nachlädt.

Foto: der standard/fischer

Insgesamt kommt der Hybrid-Peugeot an die Perfektion eines Lexus nicht heran. Bei reinem Frontantrieb zerrt's in der Lenkung, und die Geräuschkultur, na ja, da soll es manche geben, die das besser hinkriegen - der Diesel klingt mitunter recht bemüht. Auch das Getriebe entfacht nicht ständig Begeisterungsstürme.

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Hinsichtlich Leistung und Verbrauch ist der RXH aber schwer okay, besonders innerstädtisch, 6,4 Liter auf 100 km ergaben sich bei unseren ambitionierten Testfahrten, das geht bei bedächtiglichem Fahrstil gewiss noch sparsamer.

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Innen kommt der Wagen fein daher, Leder, wohin man schaut, schön vernäht. Macht alles einen gepflegten Eindruck, hier sitzt man gern, hier will man bleiben. Auch wegen der komfortablen, passabel seitenhaltigen Sitze.

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Wegen der vielen Hybrid-Komponenten geriet der Kofferraum gegenüber dem SW über 100 Liter kleiner, dafür darf man Verständnis haben. Eine Kritik kann man dem 508 generell nicht ersparen: Mittig gibt es keine einzige offene Ablage, nicht einmal eine, in die man den Fahrzeugschlüssel legen könnte. Herrschaften, wem fällt denn so was ein? Welcher Vorstand lässt das durchgehen? Geht ja komplett an den alltäglichen Nutzungsgewohnheiten vorbei!

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Der RXH wiegt ca. 200 kg mehr als der SW mit gleichem 163-PS-Diesel. Geschickt haben die Ingenieure das Mehrgewicht durch Fahrwerksabstimmung kaschiert, straff geriert sich der Wagen, aber manchmal, bei kurzen Wellen, pumpert es ein wenig.

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Und die Zusatzmasse schlägt sich in einer gewissen Behäbigkeit nieder, jedenfalls im Vergleich zum leichtfüßigen konventionellen Bruder. So ist das eben: die Last der ökologisch korrekten Zukunftstechnologie.

Foto: der standard/fischer

In Summe ein kluger technischer Ansatz und generell ein interessantes Auto, von Peugeot recht selbstbewusst in Szene gesetzt. Wie Ossy Kolmann sagte: A guats Auto, der Peugeot. Kein Porsche zwar. Aber wer ist das schon. (Andreas Stockinger, DER STANDARD, 31.5.2013)

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