Graz - "Schreibm tuat er sie Hitler, und uns so guat gsinnt, wia ma weit in der Welt net an liabern wo findet": Diesen nicht nur inhaltlich unsauberen Reim schrieb der steirische Arzt und Schriftsteller Hans Kloepfer. Kloepfer ist noch immer auf der Liste der Ehrenbürger der Stadt Graz. Ein Umstand, der nicht einmal im Büro des Grazer Bürgermeisters Siegfried Nagl (VP) bekannt gewesen sein soll. Vom STANDARD darauf hingewiesen, findet Nagls Sprecher den Eintrag aber rasch - auf der Homepage der Stadt. Allerdings ist Kloepfers Biografie dort so "frisiert", dass nicht nur seine Gesinnung verschwiegen wird, sondern auch dass er Dichter war. Er steht als Arzt aus Eibiswald auf der Liste. Doch er wurde 1942 sicher nicht in seiner Funktion als Landarzt einer kleinen Gemeinde Ehrenbürger von Graz.

In Schulen noch lange nach dem Ende des Naziregimes als "Mundartdichter" verkauft, war der Mann einer jener Autoren in der Steiermark, die den Nationalsozialisten leidenschaftlich propagierten und den "Anschluss" Österreichs mit der Publikation eines Bekenntnisbuches österreichischer Dichter feierten. Herausgegeben wurde das Buch vom Bund deutscher Schriftsteller Österreichs. Der (anfangs getarnt) nationalsozialistische Bund wurde schon 1936 von österreichischen Autoren gegründet, die aus dem PEN-Club austraten, weil dieser die Bücherverbrennungen in Deutschland verurteilt hatte. Damals kam es zur Spaltung der Literaturszene Österreichs und zu einer Entscheidung zwischen "gutem Geschäft oder gutem Gewissen", wie es der Wiener Dramatiker Franz Theodor Csokor nannte.

Nagls Sprecher sagt: "Wir werden das jetzt prüfen und gegebenenfalls einen erklärenden Text zum Eintrag hinzufügen."

Doch nicht nur in der Steiermark werden Kloepfer noch heute allerlei Ehren zuteil. In Wien wurde noch 1955 im 22. Bezirk eine Straße nach ihm benannt. (Colette M. Schmidt, DER STANDARD, 31.5.2013)