Wien - Nick Cave coverte mehrfach Leonard Cohen, auch er stimmte ein "Hallelujah" an - und er schrieb das Buch Der Tod des Bunny Munro, dessen Cover ein weißer Hase ziert. Ob Nick Cave als Inspirationsquelle für Big Hits diente, ist nicht überliefert. Aber die eineinhalbstündige, heftig beklatschte Performance der jungen Londoner Truppe Getinthebackofthevan, die drei Abende lang bei den Wiener Festwochen im Brut-Theater zu sehen war, beinhaltet all diese Ingredienzien.

Lucy McCormick und Jennifer Pick versprechen dem Publikum in einer Doppelconférence eine große Show: Die sexy herausgeputzte Blondine Lucy wird "Hallelujah" singen; die andere, Jen gerufen, soll derweil im Ganzkörperhasenkostüm für gute Laune sorgen. Die beiden benötigen nur minimales Equipment und einen Sklaven, einen blutverschmierten Besiegten (Craig Hamblyn), den sie nach Lust und Laune herumkommandieren können.

Die Sängerin trifft anfangs nicht den richtig verzweifelten Ton. Und der Hase, ein Rammler mit Duracell-Qualitäten, macht viel zu viel Schabernack. Was fehlt, ist echter Schmerz. Mit jedem neuen Versuch wird die Situation absurder: Lucy verlangt "big hits", harte Schläge, doch weil Craig diese mit der Faust wie mit der flachen Hand immer nur andeutet, schlägt sie sich selbst den nackten Hintern rot. Sie entledigt sich auch der High Heels, reißt sich die künstlichen Nägel von den Fingern, degradiert sich zum Sexobjekt. Der Hase steht hingegen immer mehr im Abseits - bis er theatralisch sterben darf.

Aus der versprochenen guten Laune ist nichts geworden. In der Regie von Hester Chillingworth aber verging die Zeit vergnüglich - nicht nur ob des trockenen britischen Humors. Die drei Akteure schonten sich keine Sekunde.  (Thomas Trenkler, DER STANDARD, 31.5.2013)