Georg Schantl hat Usbekistan besucht und eine Ansichtssache über kunstvolle Architekturschätze, gelebte Tradition und zauberhafte Landschaften

Das Hotel "Usbekistan" in Tashkent - stiller Zeuge aus den Zeiten des Sowjet-Regimes. Mit 447.400 km² ist Usbekistan größer als Japan oder Italien. Das Volk der Usbeken zählt etwa 28 Mio. Menschen und besteht aus mehr als hundert verschiedenen Nationen und Völkerschaften.

Foto: Clearskies.at

Der Hasti-Imam ("heiliger Imam")-Komplex in Tashkent blieb über mehr als tausend Jahre lang eines der wichtigsten Zentren islamischer Kultur in Usbekistan. Er formte sich rund um die zentrale Gruft Hasti Imam und besteht aus der Barak Khan Medrese (Koranschule, Universität) und zwei Mausoleen. Im Jahr 2007 wurde Tashkent von der ISESCO (Internat. Islam. Organisation für Bildungs-,Kultur- und Kunstangelegenheiten) zur Welthauptstadt islamischer Kultur ernannt. Foto: Tashkent, Blick aus der Medrese Barak Khan Richtung Tella Sheikh Moschee und das Kaffal Shashi Mausoleum (rechts im Bild).

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Das Minarett (menar = Ort, wo Feuer [Licht] brennt), von dessen Galerie der Muezzin fünfmal am Tag zum Gebet aufruft, wurde sehr schnell zu einem wesentlichen Bestandteil einer jeden größeren Moschee, Medrese oder Mausoleums.

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Als muslimische Hochschule wurde die Medrese nach der Eroberung Zentralasiens zum wichtigsten Fundament für die Verbreitung der Lehre Mohammeds. Anfangs waren es nur Moscheen, wo Lehrende und Lernende sich versammelten. Später erst wurden sie zu theologischen Hochschulen und dann in weiterer Folge zu allgemein bildenden Hochschulen ausgebaut.

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Entlang der architektonisch beeindruckenden Kukuldash Medrese blicken wir auf die moderne, 2003 neu erbaute Jumma Moschee auf dem historischen Altstadthügel. Sie ist die zentrale Freitagsmoschee und dient als Grundlage des Ensembles rund um den Chorsu Platz. Die Medresa ist neben der Moschee der wichtigste Sakralbau des Islam.

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Ein Besuch am Chorsu Basar, dem größten und populärsten Basar von Tashkent, ist die beste Möglichkeit sich über die Kultur und das Alltagsleben der Völker des Ostens ein Bild zu machen. An der Vielzahl der Geräusche, dem Feilschen und Handeln und am bunten Treiben der Märkte lässt sich das vielschichtige Kolorit des Landes hautnah mitempfinden.

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Im Islam wird überliefert, der Bart Mohammeds sei wie sein Haupthaar bis zu seinem Tod kaum ergraut gewesen. Streng gläubige Muslime folgen Überlieferungen, in welchen vorgeschrieben wird, "es muss Bart getragen werden, der Oberlippenbart gehört gekürzt, dem Bart unterhalb des Kinns sei eine Faustlänge geboten".

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Trotz des etwas lauten Propellerantriebes genießen auch in Tashkent Alt und Jung des fröhliche Drehen auf bunten Karussellen.

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Der Mustaqilliq Platz (Platz der Unabhängigkeit) ist Hauptplatz der Republik Usbekistan - ein Symbol für die Unabhängigkeit des usbekischen Volkes und Wahrzeichen für das moderne Tashkent.

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Die Altstadt von Chiwa "Itchan Kala" mit der komplett erhaltenen Kukhna-Ark Festung ("alte Festung") bietet eine einzigartige Kulisse von fast 1500 Jahren orientalischer Kultur. Versteckt in den verwinkelten Gassen wird eine märchenhafte Welt aus 1001 Nacht lebendig. Das "kurze" Minarett Kalta Minor (ganz rechts im Bild) sollte einst über 70 Meter hoch ragen, wurde jedoch nie fertig gebaut. Er gehört zur größten zweistöckigen mittelalterlichen Medresa in Chiwa, die größte in ganz Mittelasien.

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Selten aber doch findet man im islamischen Kulturkreis Gemälde von Menschen und Tieren. Hier die Szene des Treffens eines jungen Brautpaares mit reichen Geschenken für die bevorstehende Hochzeit. Da die bildliche Darstellung von Lebewesen durch die islamische Kultur prinzipiell verboten ist, nimmt das Kunsthandwerk mit seinen verspielten Ornamenten eine sehr große Rolle und Bedeutung ein.

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"Das Streben nach Wissen ist heilige Pflicht eines jeden muslimischen Mannes oder Frau." Inschrift über dem Eingang zur Ulugbek Medresa, Buchara. Die Ulugbek Medresa in Buchara ist eine der bekanntesten Medresen und galt seit ihrem Bau im frühen 15.Jh. als strukturelle Vorlage anderer Medresen in Mittelasien. Dieses Bauwerk erzählt mit seinen astralen Ornamenten einerseits vom astronomischen Weltbild des berühmten Astronomen Ulugbek und andererseits mit seiner Einfachheit vom asketischen Leben in der Medresa - den Gebeten in der Moschee, den Vorlesungen in der Hörsälen und den Konversationen in den schattigen Galerien.

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Das Gebäude der Chor-Minor Medresa in Buchara mit seinen vier markanten Türmen wurde 1807 von einem reichen Kaufmann erbaut und war einst das Tor- oder Pförtnerhaus einer heute nicht mehr bestehenden Medresa.

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Der Legende nach wurde die Ark Zitadelle in Buchara von einem jungen Prinzen erbaut, welcher um die Hand des Königs anhielt. Dieser sagte, er solle ihm auf eine Ochsenweide einen Palast bauen. Der Prinz teilte die Ochsenweide in schmale Streifen, verband deren Enden zu einem Kreis und baute darauf die Ark Zitadelle von Buchara.

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Usbekische Tänzerinnen in traditionellen, mit Goldfäden bestickten Seidenkleidern. Kamen Gäste ins Haus, trugen die Frauen gerne reichlich verzierten Kopfschmuck. Tanz war auch hier Ausdruck von Lebensfreude und diente der Unterhaltung der Gäste.

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Die Usbeken sind sehr gastfreundlich und lebensfroh. Sie freuen sich, ihre Gäste mit einem Festmahl zu bewirten, wie es bereits ihre Vorfahren zubereitet hatten. Die Küche ist so bunt wie das Volk selbst - kulturell vielfältig doch auf die eigene spezielle Art verfeinert.

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Unter Ulugbek wurde im 14./15.Jh. aus dem ehemaligen Basar das offizielle Zentrum von Samarkand, der Registan Platz. Die drei wichtigen Medresen Ulugbek (Bild), Tillja-Kari und Sher-Dor rund um den Platz bilden auch ein religions- und bildungspolitisches Zentrum. Die Ulugbek Medrese (eine der zwei Ulugbek Medresen in Usbekistan) war die wichtigste religiöse Institution von Samarkand und zugleich auch eine einzigartige Universität des Mittelalters überhaupt. Heute sind diese drei Medresen Usbekistans berühmtestes Wahrzeichen.

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Das Gur Emir Mausoleum ("Grab des Herrschers") in Samarkand ist Grabmal des Eroberers Timur (Tamerlane - Timur der Lahme, wie er in Europa teils genannt wurde). Die Größe dieses Mausoleums zeigt sich durch eine zusätzlich angefügte Medrese. Heute ist Timur Sinnbild der Unabhängigkeit des modernen Usbekistan. Damit wurde aus dem einst gefürchteten persischen Feldherrn ein moderner Nationalheld des heutigen Usbekistan.

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Hier steht der dekorative Charakter eines Minaretts besonders im Vordergrund, wobei seine Funktion, Ort des Gebetsrufers zu sein, hier sogar völlig wegfällt. Minarett des Gur Emir Mausoleums in Samarkand

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Das reich verzierte Portal ins Gur Emir Mausoleum unterstützt durch seine Bauform die Bedeutung der Durchschreitung dieses Eingangs. Ein solches überdimensionales Tor mit ausgedehntem Bogen (Iwan, Aiwan) soll zeigen, dass der Mensch mit Durchschreiten dieses Portals ein geistiger Riese wird.

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Der Innenhof des Gur Emir Mausoleums zeigt den deutlichen Charakter einer Medrese mit mehrstöckiger Bauweise für Unterrichtsräume, Bibliotheken und Studentenwohnungen (Zellen). Die Unterrichtsräume werden heute teilweise noch für den Unterricht genutzt, andere wiederum als Werkstätten oder Verkaufsräume für Kunsthandwerker und Maler. Foto: Gur Emir Mausoleum, Samarkand,

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Die architektonischen Meisterleistungen und ihre reichen Verzierungen sind Zeugnis für die Bedeutung der wissenschaftlichen und theologischen Ausbildung im Islam.

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Die bunt verzierten Decken im Gur Emir Mausoleum erzählen vom damaligen Reichtum, und damit auch von ihrer Bedeutung und Größe im Mittelalter.

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Timur war zentralasiatischer Eroberer islamischen Glaubens am Ende des 14. Jh. und Gründer der Timuriden-Dynastie in Persien und Transoxanien. Als einer der berühmtesten Herrscher im Zentralasiatischen Raum schuf er eines der größten, wenn auch kurzlebigsten Reiche, das jemals in Mittelasien existierte. Foto: Timur Denkmal in Schachri Sabs ("grüne Stadt"), dem Geburtsort von Timur; Im Hintergrund die Reste des Eingangsportals zum Herrscherpalast.

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Den Zerstörungen von Timur stehen sein Städtebau und seine Kulturföderungen gegenüber. Die "Zentren" seiner Welt: Samarkand, Buchara, Kesh – wurden prachtvoll ausgebaut. In Mittelasien entstand in der Folge ein eigener (der timuridische) Architekturstil (Gur-Emir, Bibi Chanum-Moschee usw.). Persien war für Timur Inbegriff aller Kultur.

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Die aus einem Wallfahrtsort entstandene Nekropole Shah Isinda ("lebender Schah") ist eine Gräberstrasse mit Mausoleen aus dem 9. bis ins 19.Jh. Der Legende nach kam Kusam, ein Vetter Mohammeds, nach Samarkand um den Islam zu verbreiten. Dieser wurde in einem Kampf wie durch ein Wunder gerettet. Durch ein Loch im Boden gelangte er zu einem Brunnen, wo er laut Legende heute noch betend und fastend leben soll (deshalb der Name "lebender Schah"). Foto: Samarkand, Shah Isinda - Strasse der Toten

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Zur Verzierung von Decken und Wänden wurde Stuck (Gantsch - Mörtel aus Gips, Kalk, gemahlenem Marmor und Leim) geschnitzt und mehrfarbig bemalt. Erst durch den Einfluss der Seidenstrasse wurde dem sandfarbenen Lehm als eintöniges Abbild der wüstenartigen Landschaft bewusst mit bunten Farben begegnet. So lernte man aus anfänglichen monochromen Farben in weiterer Folge auch in feineren Abstufungen zu arbeiten und die Farbe wurde in Dingen des täglichen Gebrauchs, in Kleidung und Architektur zur dominierenden, alles belebenden Größe.

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Petroglyphen (Felsritzungen) aus der Bronze- und Steinzeit in der Nähe des Wallfahrtsortes Nurata zeugen von der frühen Besiedelung in Höhlen im Hissar Gebirge. In dieser Region bereiteten sich die Truppen von Alexander dem Großen auf die Belagerung von Samarkand vor.

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Usbekistan ist ein rohstoffreiches Land. Wo der industrielle Abbau nicht hinkommt, erwaschen sich in den Bergen von Nurata einzelne Goldwäscher ihren Lebensunterhalt.

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Das Nuratau Gebirge am südöstlichen Rand der Kyzylkum (Rote Wüste) ist ein großes Naturschutzgebiet zur Erhaltung und Erforschung der vielfältigen Fauna und Flora der Region, von der einige Arten sehr selten oder sogar vom Aussterben bedroht sind.

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Dörfliche Wasserregulierung zur Bewässerung der Felder im Nurata Kyzylkum Naturschutzgebiet nördlich von Samarkand.

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Eine mehrtägige Trekkingtour führt uns durch das einsame Nurekata Tal zum Großen Chimgan (3.309 Meter) nordöstlich von Tashkent. Auf sanfter Wiese neben dem Fluss beziehen wir unser nächtliches Zeltlager.

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Auffallend schön verzierte, geschnitzte Holztüren sollen in Häusern und Bauwerken dem Menschen, der sie durchschreitet auf Ihre Bedeutung aufmerksam machen. Das Bewusstsein über die Bedeutung der Portaldurchschreitung war damals ein weit größeres als es heute beim Durchschreiten von Türen und Toren der Fall ist. (Georg Schantl, derStandard.at, 29.5.2013)

Info: Die Bilder entstanden bei Kulturreisen und Trekkingtouren entlang der Seidenstraße in Usbekistan gemeinsam mit www.clearskies.at.

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