Wenn auf den Straßen und Plätzen der Stadtzentren eine Klangwolke die andere ablöst: Dann richten sich hoffentlich auch bald die Temperaturen danach, und mit den Straßenkünstlern ist der Sommer da. Das ist schön. Für den Menschen, vor dessen Aufenthaltsort - meist ein Arbeitsplatz - ein mittelbegabter Geiger stundenlang seine Kleine Nachtmusik herunternudelt, können das jedoch harte Zeiten sein. Da lobt man sich die lebenden Statuen: Sofern sie nicht aus dem Don Giovanni stammen, schweigen sie.

In Mailand haben die Behörden beschlossen, den sommerlichen Künstlerwildwuchs zu regulieren: Auf der Website Stradaperta kann der zukünftige Passant sogar checken, wer oder was ihn wo erwartet. "Anton" etwa ist heute Vormittag als "statua vivente" auf dem Corso Vittorio Emanuele in Dom-Nähe zu bewundern, am Nachmittag weiter unten bei San Pietro all'Orto. Allerdings fehlt die Information, was er darstellt.

Ob er der "Mimo" ist, der kürzlich behördlich abgemahnt wurde? Obwohl stumm wie ein Fisch, rief er Beschwerden von Anrainern und Zuschauern hervor. Seine lebende Statue war - ein auf einem WC sitzender, lesender Mann. Rodins Denker mit Klobrille und Buch, ein Skandal! Der Mime musste die Nummer ändern.

Schade um die rätselhafte Botschaft. Dem Standort Luxusmeile angepasst: der Geldscheißer? Kein Output ohne Input? Oder einfach: Gehts ...!? (Gudrun Harrer, DER STANDARD, 29./30.5.2013)