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Derzeit verhandeln Ärztekammer und WGKK über Stellenplan und Honorare, und die ewige Diskussion um Kassenstellen für Kinder- und Jugendpsychiater soll dann endlich ein Ende finden.

Foto: apa/Julian Stratenschulte

Die österreichischen Krankenkassen, sogar die bisher schwer defizitäre Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK), sind entschuldet oder befinden sich zumindest auf dem Weg dorthin. Höchste Zeit, über neue Leistungen nachzudenken.

Neben der Zahngesundheit werde ein Schwerpunkt des Leistungsausbaus im psychologischen, psychiatrischen und psychotherapeutischen Bereich liegen, kündigte der Vorsitzende des Hauptverbandes, Hansjörg Schelling, vor einigen Monaten an.

Auf dem Prüfstand

Was das genau bedeuten könnte, steht jetzt in Wien auf dem Prüfstand. Derzeit verhandeln Ärztekammer und WGKK über Stellenplan und Honorare, und die ewige Diskussion um Kassenstellen für Kinder- und Jugendpsychiater soll dann endlich ein Ende finden. Während es diese in Niederösterreich, Kärnten, Oberösterreich, Tirol und Vorarlberg seit einigen Jahren gibt, blieb es in Wien bisher beim beiderseitigen Commitment, dass man solche Stellen wolle.

Ulrike Schulz, Obfrau der Fachgruppe für Kinderpsychiatrie in der Wiener Ärztekammer, sagt, sie sehe es zwar als Fortschritt, dass Ambulatorien eingerichtet worden seien; aber gerade bei psychisch kranken Kindern sei Kontinuität besonders wichtig. Wolle man diese, bliebe derzeit nur die Möglichkeit, zu Wahlärzten zu gehen, die freilich von den Betroffenen selbst zu bezahlen sind. Gerade im Hinblick auf ADHS fehle "eine adäquate Basisversorgung".

Ganz oben gescheitert

Konkret geht es um sechs Kassenstellen, auf die sich Kammer und WGKK schon seit längerem grundsätzlich geeinigt haben, allerdings sei man immer an der obersten Ebene gescheitert, heißt es aus Verhandlerkreisen.

Schulz vermutet hinter dem Zögern der Kasse, dass damit nicht nur neue Kosten für die niedergelassenen Ärzte auf sie zukämen; sobald es eine Kassenstelle für Kinderpsychiatrie gebe, müsse auch ein Teil der Leistungen bei Wahlärzten refundiert werden - und deren Dimension sei schwer abzuschätzen.

Schulz, die selbst ein neues Ambulatorium für Entwicklungsdiagnostik im dritten Bezirk leitet, sieht einen "enormen Bedarf" für die Diagnose und Therapie von psychischen Erkrankungen bei Kindern: "Wir werden regelrecht von Patienten überflutet."

Immerhin: Auch bei der WGKK gibt man sich auf Anfrage des Standard zuversichtlich, dass die Verhandlungen um die Kassenstellen endlich zu einem Abschluss kommen könnten: "Der Handlungsbedarf ist allen Beteiligten bewusst." Bis Mitte Juni könnte es zu einem Abschluss kommen. (Andrea Heigl, DER STANDARD, 29.5.2013)