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Eine neue Methode erlaubt einen detaillierten Einblick in Ursprung und Handelswege von Cannabis.

Foto: AP/Elaine Thompson

Münster – Cannabis zählt zu den am häufigsten konsumierten Drogen weltweit. Der Besitz von Hanfprodukten ist in vielen europäischen Ländern verboten – dennoch haben laut Bericht der EU-Drogenbeobachtungsstelle (EMCDDA) vom Dienstag geschätzte 77 Millionen Europäer zwischen 15 und 64 Jahre bereits mindestens einmal in ihrem Leben Marihuana zu sich genommen. Forscher der Universität Münster haben nun ein molekulargenetisches Untersuchungsverfahren für Cannabis entwickelt. Dieses hilft den Ermittlungsbehörden bei der Aufdeckung von Handelsrouten sowie der Zuordnung von Marihuana-Funden zur jeweiligen Anbauplantage.

Der Wirkstoff Tetrahydrocannabinol (THC) ist verstärkt im Drogenhanf enthalten, dessen Blüten getrocknet und dann entweder geraucht oder anderweitig - zum Beispiel in Form von Keksen - konsumiert werden. "Die Cannabis-Pflanze wird durch Samen oder Stecklinge gezüchtet – dabei sind alle Pflanzen, die von einer Mutterpflanze durch Stecklingsvermehrung herangezogen werden, genetisch identisch", erläutert Stephan Köhnemann die Voraussetzungen für das von ihm geleitete Projekt in der Abteilung für forensische Molekulargenetik am Institut für Rechtsmedizin. Dabei weisen verschiedene Bereiche der Pflanze, wie Wurzel, Stängel, Blätter und Blüten, identische DNA-Merkmale auf, sodass die Untersuchung dieser Pflanzenteile Hinweise auf eine Zusammengehörigkeit geben kann. "Mit der von uns entwickelten Analysemethode ist es zum Beispiel möglich, die Wurzelreste einer Plantage, die auch von legalen Kulturpflanzen stammen könnten, einem Marihuanafund zuzuordnen", berichtet Köhnemann.

Das Cannabis-Projekt des Biochemikers läuft seit 2010. Mit Hilfe der Ergebnisse anderer Forschungen hat die münstersche Arbeitsgruppe molekulargenetische Untersuchungsverfahren für viele verschiedene Cannabis-STRs (englisch für Short Tandem Repeats) entwickelt. "Dabei haben wir STR-DNA-Merkmale, also sich wiederholende DNA-Einheiten, die bei geklonten Pflanzen identisch mit denen des Herkunftsorganismus sind, identifiziert", berichtet Köhnemann.

Methode bereits im Einsatz

Durch die massenhafte Vermehrung der DNA im Labor mit Hilfe einer Polymerasekettenreaktion (PCR) haben die Forscher erstmals viele solcher vergleichbaren DNA-Systeme, die bisher meist nur einzeln nachgewiesen wurden, in einem Nachweisansatz kombiniert. Die entwickelte Multiplex-PCR-Methode ist sehr zuverlässig und einfach zu handhaben. Zudem benötigt man nur sehr wenig Material, pflanzliche Bruchstücke genügen schon. Nach der Überprüfung im Labor wurde das Verfahren in mehreren Vorträgen und Publikationen der Fachwelt vorgestellt. Inzwischen setzt die Polizei es auch bereits bei Fallermittlungen ein.

Die molekulargenetischen Befunde von Pflanzenteilen geben der Polizei einen wichtigen Herkunftshinweis, zum Beispiel, ob Drogenmaterial von einer bestimmten Cannabisplantage stammen kann oder nicht. "Außerdem könnte durch den Nachweis von Klonen an mehreren Tatorten in Deutschland auch auf Verbindungen zwischen Plantagen und etwaige Verkaufswege geschlossen werden", schildert Köhnemann. (red, derstandard.at, 01.06.2013)