Die im Jahre 2007 geplatzte "Subprime-Blase" auf dem US-amerikanischen Immobilienmarkt mag wohl der Auslöser der heutigen globalen Finanzkrise sein. Als Verursacher gilt gemeinhin der US-Bankensektor, der bis 2006 Hypothekarkredite an zahlungsunfähige Kreditnehmer vergab, damit sich diese ihr Eigenheim finanzieren konnten. Auch in Europa traf es vor allem Banken, die in solche riskanten Geschäfte verwickelt waren. Nebenbei wirkte sie sich auch auf die südeuropäischen Staaten massiv aus, wobei sich hier die Finanzkrise in eine Staatsschuldenkrise verwandelte.

Der Euro braucht keine Therapie

Das politische Regime in Brüssel behauptet nun, dass einige EU-Staaten zu faul zum Sparen seien und immer über ihre Verhältnisse gelebt hätten. Helfen müsse man diesen Ländern aber, denn sie gefährdeten den Euro. Das hat jedoch mit der Realität nichts zu tun. Der Euro braucht keine Therapie, dafür müssen die Schwachstellen des Wirtschaftssystems einer Kur unterzogen werden.

Denn das Geld- und Finanzsystem ist so konzipiert, dass es immer wieder zu Krisen kommt. Viele Menschen wissen bis heute nicht, was Geld ist und wo es herkommt. Pro eingebrachter Spareinlage eines Kunden darf die Bank das x-fache an Krediten aus dem Nichts schöpfen.

Das perfide an diesem Prozess ist, dass hierfür Zahlen im Computer der Bank eingetippt werden, die keinen Wert haben, jedoch durch die künstlich gehaltene Geldknappheit werthaltig gemacht werden. Rein ökonomisch gesehen existiert heute kein werthaltiges positives Geld, sondern wertlose verzinste Schulden, die auf unseren Bankkonten hin- und hergeschoben werden.

Dem allen ist aber nicht genug. Das weitaus größere Problem stellt das Zinseszinsprinzip dar, eine unsichtbare Hand in der Finanzwelt. Dieses Prinzip lässt Geldmengen bzw. Schuldenberge exponentiell wachsen, wenn das ausreichende Wirtschaftswachstum nicht mithalten kann. Deshalb müsste der Zinssatz immer unter der Wachstumsrate der Realwirtschaft liegen, was aber seit gut 30 Jahren nicht der Fall ist. Somit dauert es nicht lange, bis die wachsende Verschuldung eines Staates so stark mit Zinszahlungen belastet ist, dass die Bevölkerung diese Last nicht mehr tragen kann und ein Zusammenbruch des Systems unausweichlich ist.

Aus der Luft geschöpftes Geld

Die Denkweise der Politik und der Gesellschaft muss sich verändern. Wir müssen lernen, dass keine Banken notwendig sind, die Geld aus dem Nichts erzeugen. Das aus Luft geschöpfte Geld gegen dingliche Sicherheiten zu verleihen ist ein reines Enteignungsmodell der Bank gegenüber einer Nichtbank. Es sollte nur mehr eine demokratisch eingerichtete Nationalbank geben, die Geld in begrenztem Umfang schöpfen darf.

Des Weiteren muss man meiner Meinung nach die Marktwirtschaft aufgeben. Dieses System beschert uns nicht Reichtum, sondern Berufskrankheiten, Stress, eine verseuchte Umwelt und Überproduktion. Es ist vielmehr notwendig, die heutige Technologie zu nutzen und eine elektronische "Care & Share Society" nach Prof. Franz Hörmann einzuführen. Geld in heutiger Form als Tauschzettel gibt es dann nicht mehr. Jeder hat dann ein individuelles Vollgeldkonto, in welchem ein persönlich zugeschnittener Warenkorb mitsamt Preisen, Verträgen und Tarifen eingerichtet ist.

Geld spielt dabei eine untergeordnete Rolle. Es sollte nur eine Norm zur Produktion und Verteilung von Gütern und Dienstleistungen sein. Produziert wird nur mehr nach Bedarf und ressourcenschonend, verteilt wird nach Köpfen, sodass jeder gleich viel erhält. Menschen brauchen sich nicht mehr um eine gewisse Arbeit zu kümmern, sondern arbeiten in verschiedenen Bereichen in einem Ausmaß von etwa 20 Stunden pro Woche.

Geld und Arbeit sind in diesem Sinne öffentliches Gemeingut. Es würde damit allen besser gehen. Eine Kreditaufnahme bei der Bank braucht es nicht mehr. Die Preisbildung durch Angebot und Nachfrage verschwindet dabei gänzlich, sowie auch der Zinseszinsmechanismus, künstliche Preis- und Kursmanipulationen am Markt, Geldwäsche oder Steuern. (Marco-Hannes Bachler, Leserkommentar, derStandard.at, 28.5.2013)