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Antihistaminhältige Salben helfen nur als Prophylaxe.

Mit dem Beginn der Gelsensaison beginnen sich auch die Notaufnahmen der Krankenhäuser mit Menschen zu füllen, die von den lästigen Blutsaugern gestochen wurden. Aber ist der Gang zum Arzt überhaupt notwendig?

"Keinesfalls", sagt Stefan Wöhrl, Facharzt für Dermatologie und Vernerologie an der Universitätsklinik für Dermatologie am Wiener AKH. Zwar handelt es sich bei den zum Teil handtellergroßen Schwellungen durchaus um allergische Reaktionen, diese bleiben jedoch immer lokal begrenzt. "Es wurden noch keine systemischen Reaktionen auf Gelsenstiche beschrieben", sagt Wöhrl, der als Immundermatologe auch im Floridsdorfer Allergiezentrum tätig ist.

Juckende Quaddeln

Die heimischen Gelsen sind also lästig, im Grunde genommen aber harmlos. Auch ihre Fähigkeiten als Krankheitsüberträger sind äußerst begrenzt. "Sie können das Tahyna-Virus übertragen. Alles andere kann man in Österreich getrost vergessen", sagt Hannes F. Paulus, emeritierter Leiter des Departments für Integrative Zoologie am Fakultätszentrum für Organismische Systembiologie in Wien. Eine Infektion mit diesem Arbovirus äußert sich unspezifisch mit Grippe-ähnlichen Symptomen. Zumeist wird die Erkrankung nicht einmal diagnostiziert, da sie wie eine banale Sommergrippe verläuft.

Schuld an den Hauteffloreszenzen sind die weiblichen Stechmücken. Nach ihrer Befruchtung müssen sie der Fortpflanzung wegen Blut zu sich nehmen. Nur fremde Proteine befähigen sie, Eier zu produzieren. Gegessen wird mit Hilfe eines Stechrüssels, den die Weibchen durch die Haut ihres Opfers bohren. Kurz nach dem Einstich setzt dann eine lokal begrenzte Hautreaktion ein, die mit einem mehr oder weniger starken Juckreiz kombiniert ist. Diese Symptome werden wiederum durch Proteine verursacht, die die Gelse zuvor eingespritzt hat, um die Blutgerinnung zu verhindern, da diese ihre Mahlzeit ungenießbar machen würde. Eine entstehende Quaddel ist durch die Ausschüttung körpereigener Histamine bedingt. Diese Hautschwellung kann über Tage hinweg bestehen und ist nicht selten der Grund, warum Menschen einen Arzt konsultieren.

Wärme gegen Juckreiz

Was also tun gegen die Reaktionen der Haut? Die Empfehlungen sind mannigfaltig. Hausmittel wie Kartoffeln, Zwiebeln, Lavendelöl und Topfen, auf die Dippel gelegt, gestrichen oder getropft, sollen ebenso helfen wie antihistaminhältige Salben und Gele. Im Angebot einer Apotheke findet sich außerdem der Insektenstichheiler, der dieselbe Wirkung verspricht wie die Glut einer Zigarette.

Konkret soll der Insektenstichheiler mit punktuell erzeugter Wärme Juckreiz, Rötung und Schwellung im besten Fall zur Gänze verhindern. Mit ungefähr 50 Grad Celsius werden die eingespritzten Eiweißverbindungen der Gelse dahingehend verändert, dass sie ihre folgenreiche Wirkung verlieren.

Das Heizelement des Thermostifts wird dazu für wenige Sekunden unmittelbar nach dem Stich auf die Einstichstelle gehalten. Das ist etwas unangenehm, verursacht aber im Gegensatz zur Zigarette in aller Regel keinerlei Hautschäden. "Es gibt keinerlei Evidenz, dass diese Insektenstichheiler irgendetwas bewirken", sagt Wöhrl und mutmaßt, dass das Gerät auf dem Prinzip der Wärmflasche basiert: "Die Information der hohen Temperatur überlagert den Juckreiz als untergeordnete Information."

Der Allergologe setzt therapeutisch ausschließlich auf cortisonhältige Salben, die entzündliche Hautreaktionen verhindern. "Ein Antihistaminikum hilft nach dem Stich nichts mehr", sagt Wöhrl und empfiehlt, dieses im Vorfeld einer Gartenparty einzunehmen. (Regina Walter, derStandard.at, 18.6.2013)