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Eine Gruppe kolumbianischer Schüler nimmt an einer Veranstaltung zur Rückgabe von Land teil. Sollte die Sonntag erzielte Einigung zwischen Regierung und Farc-Rebellen halten, stehen Millionen Hektar Land vor der Rückgabe an im Bürgerkrieg Vertriebene.

Foto: EPA/Leonardo Munoz
Grafik: DER Standard

Havanna/Puebla - Nach sechs Monaten Verhandlungen ist den Konfliktparteien im kolumbianischen Bürgerkrieg ein wichtiger Durchbruch gelungen. Man habe sich in der Landfrage geeinigt, sagten Regierung und die Guerrilla der Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (Farc) Sonntag in Havanna.

In dem Abkommen gehe es etwa um Themen wie den Umgang mit unproduktiven Ländereien, Landnutzung und Entwicklungsprogramme für die Landbevölkerung. Insgesamt solle ein gerechteres und demokratischeres Umfeld geschaffen werden, die Vereinbarung gehe daher über eine klassische Agrarreform hinaus, sagte Regierungsunterhändler, Humberto de la Calle.

US-Vizepräsident Joe Biden, der am Wochenende in Kolumbien weilte, bezeichnete in einem Interview mit El Tiempo die Friedensgespräche als "seriös". Er versprach Unterstützung der USA für den Friedensprozess.

Die Landfrage ist der erste von sechs Verhandlungspunkten auf der Agenda der seit Herbst 2012 laufenden Verhandlungen. Ein Friedensvertrag wird erst geschlossen, wenn alle Punkte geregelt sind. Das Landthema galt aber als das schwierigste, daran entzündete sich in den 1960er-Jahren der Bürgerkrieg.

Lösung für Vertriebene

Während der Kriegsjahre hat sich die Besitzkonzentration sogar noch zugespitzt: Nicht einmal vier Prozent der Grundbesitzer gehört 41 Prozent des produktiven Landes. Vertriebene haben bis dato die Rückgabe von rund 2,2 Millionen Hektar beantragt. Die Zeitschrift Semana schätzt den gewaltsam angeeigneten Landbesitz auf gesamt 6,6 Millionen Hektar.

Ein Ziel des Abkommens ist, diese gewaltsame Umverteilung wieder rückgängig zu machen und den Opfern ihre Ländereien wieder zurückzugeben sowie Landlosen zu Grund und Boden zu verhelfen. Dafür wird ein staatlicher Landfonds für den Frieden geschaffen. In ihn fließe nur illegal angeeigneter Besitz ein, legale Eigentümer hätten nichts zu befürchten, betonte de la Calle.

Unter Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos hat ein Rückgabeprogramm bereits begonnen. Doch in der Praxis gibt es viele Hindernisse, darunter die anhaltende Schwäche des kolumbianischen Staates und der Widerstand der Großgrundbesitzer. In einigen Regionen haben sich neue paramilitärische Verbände formiert, deren Ziel es ist, die Rückgabe zu verhindern. Mehrere Aktivisten, die sich für die Rückkehr vertriebener Bauern eingesetzt haben, wurden in den vergangenen zwei Jahren ermordet.

Am 11. Juni werden die Gespräche in Havanna fortgesetzt; dann mit dem Thema der politischen Beteiligung der Guerilla nach einem Friedensschluss. Ein mögliches Abkommen will die Regierung der Bevölkerung zur Abstimmung vorlegen. Zuletzt hat es zahlreiche Bürgerversammlungen gegeben, in denen Mitglieder der Zivilgesellschaft den Konfliktparteien ihre Vorschläge unterbreiten konnten. Umfragen zufolge unterstützen zwei Drittel der Kolumbianer den Friedensprozess. (Sandra Weiss, DER STANDARD, 28.5.2013)