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Foto: AP/Trumpey

In den vergangenen Wochen war es ein leichtes, Aktienfondsmanager zu sein. Der Weltaktienindex MSCI World hat mehr als 14 Prozent seit Jahresbeginn zugelegt, in Europa waren es mehr als zehn, in den USA immerhin mehr als 17 Prozent. Damit wurden die eher verhaltenen Erwartungen zu Jahresbeginn auf breiter Basis übertroffen. Besonders gut gelaufen sind zuletzt Bankaktien.

Doch es macht Sinn, nicht jeder Mode hinterherzulaufen. Denn Moden zeichnen sich von hoher Volatilität aus. Daher steht auch in jedem Kapitalmarktprospekt, dass vergangene Erträge nichts über die Zukunft aussagen. Was heute "in" ist, kann in einer Woche schon "out" sein. Das gilt für Bankaktien genauso wie für die "Ramschanleihen", die seit Monaten dank hoher Nachfrage von Investoren immer wieder neue Rekorde erzielen.

Nicht überall dabei

Gute Investoren aber zeichnen sich dadurch aus, dass sie nicht überall dabei sind, was gerade "läuft". Und das zurecht: Wie der erfahrene Fondsmanager Charles Dreifus einem Standard-Interview betonte, müssten Anleger "einen besonderen Schutz nach unten suchen. Das ist eine mathematische Banalität. Wenn man die Rückschläge vermeidet und zumindest halbwegs gut bei der Erholung dabei ist, wird man gut abschneiden. Wenn man aber 50 Prozent verliert, muss man 100 Prozent verdienen, um aus den roten Zahlen zu kommen."

Doch die wenigsten Fondsmanager folgen diesem Hinweis. Denn sie wollen sich nicht allzu weit von ihrem Vergleichsmaßstab, dem Index, lösen. Laufen daher etwa Bankaktien besonders gut, saugen sich auch viele Fonds mit diesen Papieren voll – ausgerechnet dann, wenn es angebracht wäre, die heiß gelaufenen Aktien abzustoßen.

Doch diese - passive - Strategie rechtfertigt die hohen Gebühren vieler aktiven Fonds nicht, findet auch Dreifus: "Der einzige Weg einen Index zu schlagen, ist wenn man anders ist als der Index." Ein hoher Teil an aktivem Management sollte garantieren, dass die maximal zu erleidenden Verluste (Maximum Drawdowns) reduziert werden.

Aktiv – aber wie?

Doch wie lässt es sich messen, ob Fondsmanager aktiv oder passiv sind? Eine relativ neue, und populäre Kennzahl ist der Active Share. Diese Kennzahl gibt an, wie sehr das Portfolio eines Fondsmanagers vom Vergleichsindex abweicht. Ein hoher Active Share heißt also, dass viele Aktien oder Anleihen vom Markt abweichen. Yale-Forscher Marijn Cremers hat in einigen Studien festgestellt, dass nur wirklich aktive Manager es auch geschafft haben, für die Investoren Mehrwert zu liefern (siehe Barron's).

Doch auch diese Kennzahl ist keine Einbahnstraße. Je weiter sich Fondsmanager aus dem Fenster lehnen (= hoher Active Share) desto eher können sie auch fallen, weil sie etwa die falschen Aktien ausgewählt haben. Es passiert immer wieder, dass gewisse Anlagestile (etwa die Auswahl von günstig bewerteten statt rasch wachsenden Unternehmen, also Value Investing) über mehrere Jahre relativ schwach abschneiden, aber über einen Konjunkturzyklus hinweg Mehrwert liefern. Investoren, die nicht die Geduld aufbringen, verkaufen aber nach einigen mageren Jahren die Strategie, auch wenn sie eigentlich Sinn macht.

Aktives Management

Für die Fondsmanager ist die Schlussfolgerung eine andere. Aktives Management erhöht auch das Karriererisiko. Wer jahrelang falsch liegt, muss in den meisten Fällen mit Mittelabflüssen von Investoren und nagenden Fragen von Vorgesetzten kämpfen. So hat etwa der Lipper-Fondsanalyst Ed Moisson gezeigt, dass nur dann frisches Geld in Fonds fließt, wenn sie über den relativ kurzen Zeitraum von drei Jahren zu den besten gehören – selbst wenn dieser Erfolg nicht nachhaltig war. Daher liegen Fondsmanager lieber im Rudel falsch, als dass sie als einsamer Wolf Recht behalten.

Aktuell lässt sich etwa der massive Boom bei vielen Anleihenprodukten, von Ramschpapieren bis hin zu Schwellenländer-Bonds, auch mit dem Karriere-Argument erklären (siehe Citywire). Viele Fondsmanager kaufen Papiere mit rekordniedrigen Renditen, die oft unter der Inflation liegen, weil es jeder macht. Das senkt zwar das Karriererisiko für den Manager, bringt Anlegern aber umgekehrt höhere Risiko. (Lukas Sustala, derStandard.at, 27.5.2013)