Ein neuer Messerangriff. Diesmal ist ein uniformierter Soldat in Paris hinterrücks niedergestochen worden. Gewiss, die Untat sorgt für weniger Emotionen als der Terrormord von London - zum einen, weil sie glücklicherweise nicht tödlich endete, zum anderen aber auch, weil davon keine Bilder veröffentlicht werden. Die französischen Behörden wollen Nachahmer nicht auf Ideen bringen. Denn ein Messerstich ist schnell wiederholt - schneller noch als die Schüsse, mit denen der Banlieue-Terrorist Mohamed Merah 2012 in Toulouse gewütet hatte.

Jetzt war die Zielscheibe hinter dem Pariser Soldaten jenes Frankreich, das in Mali Krieg führt gegen Islamisten. Ähnlich wie der Mord in London "Vergeltung" war für britische Militäreinsätze wie in Afghanistan. Dass die Attacken auf Armeeangehörige in Frankreich und England stattfinden, ist kein Zufall. In beiden Fällen sind es ehemalige Kolonialmächte. Sie bleiben in internationalen - meist islamischen - Krisengebieten militärisch aktiv und zählen Millionen Einwanderer aus diesen Gebieten.

Zählt man diese beiden Umstände zusammen, ergibt sich der Nährboden für diese neue Form von Terrorismus. Da sind nicht mehr ausgebildete und vernetzte Al-Kaida-Profis am Werk, die von außen westliche Städte unsicher machen. Die Terror-Proleten von heute brauchen bloß einen Wirrkopf und ein Messer. Und darüber verfügen in Megametropolen wie Paris oder London doch einige (Stefan Brändle, DER STANDARD, 27.5.2013)