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Telekom-Boss Hannes Ametsreiter ist mit einigem Abwärtspotenzial konfrontiert.

Foto: APA/Techt

Wien - Überraschungen sind in der Hauptversammlung der Telekom Austria (TA) am Mittwoch in der Wiener Stadthalle nicht zu erwarten. Es wird ruhig und gesittet ablaufen, wenn Wirtschaftsprüfer Alfred Brogyányi, Siemens-Managerin Elisabetta Castiglioni und Wirtschaftsprofessor Michael Enzinger in den Aufsichtsrat einziehen. Vor allem nichts zu merken sein wird von den Spannungen, die diese Kapitalvertreterbestellungen in den politischen Eigentümerkreisen verursacht haben.

Nun wird nicht nur in der roten Reichshälfte nach mehr Gestaltungsspielraum in dem sich selbst erneuernden Aufsichtsrat der Staatsholding ÖIAG gerufen, sondern auch in der schwarzen. Das ÖIAG-Gesetz müsse nach der Wahl geändert werden. Die Politik hatte nämlich nicht viel mitzureden, als die um ÖIAG-Präsident Peter Mitterbauer versammelten Kapazunder die TA-Kapitalvertreter auserkoren. Dieses Regime solle, so der Tenor, bis zur ÖIAG-Hauptversammlung 2014 reformiert werden. Wenn Mitterbauer plangemäß ausscheidet, werde nicht automatisch Ex-Magna-Chef Siegfried Wolf dessen Nachfolger, heißt es. Nachsatz: "Sicher nicht."

Bei so viel Harmonie dürfte der Herbst vor allem für die Telekom heiß werden. Denn wohl wird bis zur Nationalratswahl im Herbst niemand offiziell darüber reden - TA-Großaktionär Staatsholding ÖIAG ebenso wenig wie die zuständigen Politiker: Das Thema schlechthin ist aber eine Kapitalerhöhung. Eine solche brauche Österreichs größter Telekomkonzern derzeit zwar nicht, wie das Management rund um Generaldirektor Hannes Ametsreiter und Finanzvorstand Hans Tschuden laufend versichert.

Dürre im Herbst

Im Herbst, wenn die neuen Mobilfunkfrequenzen unter den Hammer kommen, wird Geldnot aber selbstverständlich wieder Thema sein. Zwar hat die TA ihre dünne Eigenkapitaldecke mit einer Hybridanleihe im Volumen von 600 Millionen Euro aufgefettet (und so ihr Kreditrating aufpoliert), für die Frequenzauktion, die auf 300 bis 500 Millionen Euro taxiert wird, wird das aber nicht reichen. Eine weitere Hybridanleihe wäre dann zwar möglich, "einer Kapitalerhöhung aber eindeutig der Vorzug zu geben", wie es Kapitalvertreter formulieren.

Da kommt der zweite Großaktionär, America Movil, ins Spiel. Die Mexikaner stehen mit ihren offiziell 22,76 Prozent quasi unter Generalverdacht der Übernahmekommission. Stockte das Imperium auf 30 Prozent auf, wäre ein Pflichtangebot fällig. Selbiges wäre ein Jahr nach dem Einstieg im September extrem günstig, denn es müsste sich nicht mehr am Kaufpreis orientieren, den America Movil zahlte. Im Gegenteil, fällig wäre nur mehr der Durchschnittskurs des letzten Halbjahrs, was aktuell noch schlechter ist als nach dem TA-Börsengang 2000: Bei fünf Euro würde die gesamte TA zwei Milliarden kosten. Ein Käufer bekäme also das aktuell lahme Ostgeschäft geschenkt - oder der Heimmarkt Österreich ist mit null bewertet.

Eine Telekom-Kapitalerhöhung bringt jedenfalls 28-Prozent-Aktionärin ÖIAG in Ziehung: Entweder das Finanzministerium verzichtet auf den Gewinn (heuer überweist die als schuldenfrei gefeierte ÖIAG 152 Mio.), oder sie wird auf Pump finanziert. "Alles kein Problem, derzeit vor allem aber kein Thema", heißt es dazu in ÖIAG-Kreisen. Übrigens: Ohne Einsatz von Staatsgeld wären nur zehn Prozent Kapitalaufstockung möglich, sonst fiele die Republik unter 25 Prozent.(Luise Ungerboeck, STANDARD, 25.5.2013)