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Ein Banker geht....Herbert Stepic am Freitag.

Foto: Reuters/Foeger

Für Herbert Stepic (66) muss sein letzter Auftritt vor den Medien im Raum "Sky Conference" die Hölle gewesen sein. Bis 2015 wollte der Banker und leidenschaftlich Reisende und Motorradfahrer, der seit 40 Jahren im Sektor arbeitet, seinen Vertrag ausdienen; und dann wohl neue, eigene Unternehmungen starten. "Nur wenn ein Wunder geschieht und sich der Markt rasch stabilisiert" könne er sich einen Rückzug 2014 vorstellen, sagte er im Februar in einem Kurier-Interview. Nun geht er im Mai 2013, und das ist seinen eigenen Unternehmungen geschuldet. Geschäfte mit der Konkurrenz (Hypo), komplizierte Immobilienveranlagungen in Singapur und nicht zuletzt sein hohes Einkommen (das ihm vertraglich zusteht) haben ihn aus der Bahn katapultiert.

Begonnen hatte der Handelswissenschafter aus Wien 1973 im internationalen Handelshaus der Genossenschaftlichen Zentralbank. In der späteren Raiffeisen Zentralbank (RZB) war er dann ab 1987 zuständig für das Auslandsgeschäft - und baute für sie das Geschäft in Osteuropa auf und aus. Ab 2001 leitete er neben seinem Vorstandsjob in der RZB deren Ostbanken-Holding Raiffeisen International (RI), die er 2005 an die Börse brachte. Seit der Fusion von RZB und RI zur Raiffeisen Bank International war er deren Chef. Heute hat die RBI rund 60.000 Mitarbeiter, sie ist in 17 Ländern aktiv und hatte zuletzt eine Bilanzsumme von 136 Mrd. Euro.

Bei seinem kurzem Auftritt am Freitag stellte Stepic, der leidenschaftlich afrikanische Kunst sammelt und selbige 2011 im Kunstforum der Bank Austria ausgestellt hat, sein Licht nicht unter den Scheffel. Die RBI sei sein "Lebenswerk", er habe damit "Gott sei Dank Erfolg gehabt", meinte der Mann, der 2006 zu "Europas Banker des Jahres" gekürt wurde. Und: Ohne Raiffeisen wäre "der Transformationsprozess in Osteuropa nicht möglich gewesen".

Selbstbewusstsein, das den Genussmenschen mit Faible für Zigarren und Essen - u. a. bekannt für seinen Satz "Eine Mehlspeis' geht immer" - zeit seiner Karriere ausgezeichnet hat. Abenteuerliche Reisen waren ihm so selbstverständlich wie Bankkäufe am anderen Ende des Kontinents - mit Kritikern seines Expansionskurses tat er sich zunehmend schwer; auch wenn es sich dabei um hohe Notenbanker handelte.

"Ich bin sehr oft bis an die Grenzen gegangen", sagte der sichtlich angeschlagene Banker am Freitag offenherzig, meinte damit in erster Linie seine "eigene Physis". Dass er auch sektorintern an Grenzen kam, dürfte er dabei übersehen haben. Der Aufsichtsrat würdigte Stepics " Vision und seine Umsetzungsstärke". (gra, DER STANDARD, 25.5.2013)