Etwa zwölf bis fünfzehn Schnecken frisst eine Laufente pro Mahlzeit und das im Schnitt dreimal am Tag. Sie genießen aber auch Dickmaulrüsslerlarven, Engerlinge und andere Schädlinge.

Foto: Anna Bieder

Laufenten brauchen etwa ein bis zwei Wochen, um sich an ihre neue Umgebung zu gewöhnen. Nur selten kommt es vor, dass die Tiere sich im neuen Garten nicht wohlfühlen.

Foto: Anna Bieder

Da Laufenten Herdentiere sind, werden sie nur paar- oder gruppenweise vergeben. Menschen, die um Enten anfragen, haben meistens auch ein ökologisches Bewusstsein, einen guten Bezug zu Tieren und zur Natur.

Foto: Pia Oechslin

Wie lange es Sinn macht, eine Ente zu (ver-)mieten, hängt vom Ausmaß der Schneckenplage, von Witterung, Saison und der Größe des Gartens ab.

Foto: Anna Bieder

Die meisten Entenbesitzer vermieten mit den Enten auch gleich das Equipment dazu. Eine mardersichere Schlafhütte oder ein Gehege für die Nacht, Körnerfutter und ein täglich frisch befülltes Wasserbecken gehören zur Grundausstattung.

Foto: Pia Oechslin

Laufenten sind keine Kuscheltiere und am liebsten unter sich. Wenn die Umgebung passt, können sie aber durchaus zahm werden.

Foto: Elisabeth Koppensteiner

In Anna Bieders Garten lässt sich kaum eine Nacktschnecke mehr blicken. Zu groß ist die Gefahr, von einer Ente verspeist zu werden. "Sie fliegen drauf wie die Kinder auf Schokolade", sagt Bieder über ihre Indischen Laufenten, die sie seit zehn Jahren zur ökologischen Schneckenbekämpfung an Gartenbesitzer vermietet.

20 Euro pro Woche kosten ihre drei Schneckenfresser, inklusive Körnerfutter und Gehege zum Schutz vor Mardern für die Nacht. Verliehen werden sie je nach Schneckenplage ab zwei Wochen bis zu mehreren Monaten. Dafür stürzen sich die Enten mit Begeisterung auf alles, was da so kreucht und ersparen den Mietern das leidige Selbst-Aufklauben der schleimigen braunen Tiere.

Wie es begann

In Österreich gibt es derzeit zwölf gelistete Laufenten-Vermieter, die meisten davon in Niederösterreich. Die Idee zu "Rent an Ent" ist Ende der 1990er-Jahre bei der niederösterreichischen "die Umweltberatung" entstanden. Gartenexpertin Elisabeth Koppensteiner sah sich damals in ihren Info-Vorträgen häufig mit dem Nacktschneckenproblem von HobbygärtnerInnen konfrontiert.

"Indische Laufenten waren als Schneckenvertilger zu der Zeit bei uns noch weitgehend unbekannt", sagt die Beraterin, die mit ihrem eigenen Entenpärchen in der Hinsicht bereits gute Erfahrungen gemacht hatte. "Also habe ich begonnen, Frida und Fridolin zu verborgen, und der Erfolg hat die Runde gemacht." 1999 erhielt "die Umweltberatung" für Rent-an-ent sogar den europäischen Umweltpreis der Henry Ford Foundation.

Auch die Schweiz hat's entdeckt

Etwa zeitgleich hat Pia Oechslin in der Schweiz die Indischen Laufenten für sich entdeckt. Seit 1998 züchtet die Gartenberaterin die Tiere im heimischen Lauerz. Entenvermieterin ist sie in der Schweiz bislang die einzig bekannte. "Ich verlange beim Vorgespräch ein Foto des Gartens, telefoniere nach, ob es den Enten gut geht und bringe im Zweifel die Tiere persönlich vorbei", sagt Oechslin über die Vergabe ihrer Schützlinge.

Da Laufenten Herdentiere sind, werden sie nur paar- oder gruppenweise vergeben. Wie lange es Sinn macht, eine Ente zu (ver-)mieten, hängt vom Ausmaß der Schneckenplage, von Witterung, Saison und der Größe des Gartens ab. Wurden die Schnecken nur eingeschleppt und können keine neuen vom Nachbargrundstück in den Garten gelangen, sind manchmal schon zwei Wochen genug. Bei feuchtem Wetter sind die Enten gefräßiger als bei Hitze.

Damit das Ökosystem Garten sich langfristig umstellen kann, und die Schnecken plus Gelege möglichst nicht wiederkommen, sollte man die Tiere ein halbes bis zu einem Jahr mieten. "Manche Mieter sind von den Enten auch so begeistert, dass sie die Tiere gleich behalten", so Oechslin.

Wasser zum Nachspülen

Die meisten Entenbesitzer vermieten mit den Enten auch gleich das Equipment dazu. Eine mardersichere Schlafhütte oder ein Gehege für die Nacht, Körnerfutter und Wasserbecken gehören zur Grundausstattung. "Laufenten brauchen täglich frisches Wasser zum Trinken und Putzen", sagt Pia Oechslin. "Sie schlucken damit die Schnecken hinunter, brauchen aber auch ein Becken, das groß genug ist, um ihr Gefieder zu pflegen, untertauchen und sich ganz mit Wasser benetzen zu können."

Manche Laufentenhalter kritisieren, dass diese Gewohnheitstiere seien und ihnen der ständige Ortswechsel bei der Entenvermietung deshalb nicht gut bekomme. Das kann Pia Oechslin nicht bestätigen: "Sie haben ihre Hütte als ihr Zuhause dabei, in die sie sich jederzeit zurückziehen können. Wo sie rundherum grasen, ist ihnen relativ egal, wenn das Umfeld ihren Bedürfnissen entspricht."

Mindestmaß an Aufsicht

So einfach es klingt, gibt es doch einige Punkte, die Verleiher und Mieter beachten müssen, damit sich die umtriebigen Enten in ihrer stets wechselnden Umgebung wohlfühlen.Wer sich entscheidet, eine Ente zu mieten, sollte die ersten zwei bis drei Tage zu Hause sein, um sie zu beobachten, bis sie sich an ihre neue Umgebung gewöhnt haben. Danach können sie tagsüber auch mal alleine im Garten bleiben, brauchen aber trotzdem ein Mindestmaß an täglicher Aufsicht.

Jeden Abend müssen sie in ihre Hütte oder ins Gehege zurück und am nächsten Morgen wieder hinausgelassen werden. Zugefüttert wird nur am Abend, denn in der Früh sollen sie ja Appetit auf Schnecken haben.

Garten entensicher machen

Auch der Garten muss bestimmte, entensichere Kriterien erfüllen: Der Zaun muss dicht und über einen Meter hoch sein, damit die Enten nicht entwischen und keine fremden Hunde in den Garten können, das Gemüse eingezäunt oder im Hochbeet angelegt, damit die Enten nicht dran können. "Ein Gartenteich oder Feuchtbiotop ist ungünstig, denn die Pflanzen sind im Nu aufgefressen und das Wasser verdreckt", rät Anna Binder.

Dem Gartenboden hingegen bekommt Entenkot als wertvoller "Bio-Dünger" sehr gut. Da ein halbes Jahr vor Einzug der Enten keine chemischen Düngemittel und schon gar kein Schneckenkorn mehr verwendet werden sollen, ist das neben der biologischen Schädlingsbekämpfung ein weiterer positiver Nebeneffekt. Zudem werden durch den Wegfall von Chemie auch die natürlichen Fressfeinde der Schnecken wie Igel, Spitzmäuse, Maulwürfe und Vögel, aber auch selten gewordene Insekten wie Glühwürmchen wieder im Garten heimisch.

Keine Kuscheltiere

Was sich Mieter bewusst machen sollten: Laufenten sind keine Kuscheltiere. Man sollte sie aber auch nicht auf ihre bloße Funktion als "Schneckenpolizei" reduzieren. Sie wachsen wild auf und brauchen den Menschen an sich nicht. "Wenn sie ein gutes Umfeld haben, können sie aber zahm werden", sagt Pia Oechslin.

Eine soziale Bindung wie zwischen Mensch und Hund oder Katze entsteht aber äußerst selten. Manche Menschen geben ihnen Namen und haben schlicht Freude daran, die freundlichen Watschler im Garten zu haben. Andere schauen sogar mit ihren Enten fern.  (Isabella Lechner, derStandard.at, 29.5.2013)