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In Stockholm löscht die Feuerwehr in der fünften Nacht in Folge brennende Autos.

Foto: AP Photo/Scanpix, Fredrik Sandberg

Stockholm - Bei neuen Krawallen in den Vorstädten der schwedischen Hauptstadt Stockholm sind in der Nacht zum Freitag neun Autos in Flammen aufgegangen. Randalierer zündeten zwei Schulen und eine Polizeiwache an, acht Menschen wurden festgenommen. Trotz gewaltsamer Ausschreitungen mit den Sicherheitskräften sei aber niemand verletzt worden, meldete die Nachrichtenagentur TT am Morgen unter Berufung auf die Behörden.

Es war die fünfte Krawallnacht in Folge, die Stockholm erlebte. Im Einwandererbezirk Rinkeby wurde die Feuerwehr beim Löschen angezündeter Autos von hunderten meist jugendlichen Menschen umringt. "Wir bekommen Berichte, dass eine ganze Menge Leute dort ist", zitierte TT einen Polizeisprecher. Als die Einsatzkräfte im Bezirk Soedertaelje die Randalierer am Anzünden weiterer Wagen hindern wollte, wurden sie mit Steinen angegriffen. Bei Unruhen in der Nacht zuvor waren drei Polizisten verletzt worden.

Seit Sonntag jede Nacht Unruhen

Im Vorort Norsborg wurden drei Wagen in Brand gesetzt. Die Polizeiwache in Aelvsjoe sei rasch gelöscht worden, teilte die Polizei mit. In Tensta wurde ein Schule angezündet, in Kista war es eine Schule für Krankenpfleger.

Seit Sonntag hat es jede Nacht Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und teilweise maskierten Jugendlichen gegeben. Hintergrund soll der Tod eines 69-Jährigen sein, der mit einer Machete bewaffnet in der Öffentlichkeit aufgetreten war und von der Polizei erschossen wurde. Der Mann war vor den Beamten in seine Wohnung geflüchtet. Dort wurde er nach Darstellung der Polizei erschossen, als er die Sicherheitskräfte angriff.

"Stockholm brennt nicht"

Hintergrund der Unruhen sind chronische Missstände in Stadtbezirken mit extrem hohem Ausländeranteil. Rund 15 Prozent der Bevölkerung Schwedens wurden außerhalb der Landesgrenzen geboren, in manchen Bezirken haben bis zu 80 Prozent der Bewohner einen Migrationshintergrund. Auch das Vorgehen von Polizisten gegen die Randalierer wird für die Eskalation mitverantwortlich gemacht. Sie sollen die Jugendlichen als "Penner, Affen, und Neger" beschimpft haben.

Die Krawalle sind für Schweden ungewöhnlich und erregen daher große Aufmerksamkeit, auch im Ausland. Ministerpräsident Fredrik Reinfeldt hatte am Mittwoch zur Ruhe aufgerufen und gesagt, das Anzünden des Autos eines Nachbarn sei "kein Ausdruck von Meinungsfreiheit, sondern Rowdytum". Schweden sei "ein Land, das große Gruppen von Menschen aus anderen Staaten aufnimmt, und ich bin darauf stolz".

Die Polizei warnte zugleich vor einer Überdramatisierung. "Jeder Verletzte ist eine Tragödie, und jedes angezündete Auto ist ein Versagen der Gesellschaft. Aber Stockholm brennt nicht", sagte der Vizepolizeichef der Stadt, Ulf Johansson, am Donnerstag. (APA, 24.5.2013)