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Mit der Myokardszintigrafie können Nuklearmedziner die Gefahr eines Herzinfarkts innerhalb der kommenden fünf Jahre fast hunderprozentig ausschließen.

Berlin – Schmerzen, Druck, Engegefühl hinter dem Brustbein: Liegt bei einem Patienten der Verdacht auf eine koronare Herzkrankheit (KHK) vor, muss geklärt werden, wie stark die Herzgefäße verkalkt und verengt sind. Dafür stehen verschiedene diagnostische Möglichkeiten zur Verfügung – vom Elektrokardiogramm (EKG) und Koronarangiografie über die Magnetresonanztomografie bis zur Myokardszintigrafie. Letztere führen Nuklearmediziner ambulant in ihrer Praxis durch.

Beobachtung mit Gammakamera

"Wir spritzen dem Patienten nach einem Belastungstest auf dem Ergometer ein Radiopharmakon in die Vene", erläutert Moka das Vorgehen bei der Myokardszintigrafie. Der Herzmuskel speichert das Mittel vorübergehend, was der Nuklearmediziner mit einer sogenannten Gammakamera verfolgen kann. "Die Bilder zeigen uns, ob alle Bereiche des Herzmuskels ausreichend mit Blut versorgt werden. Mangelhafte Durchblutung weist auf verengte Herzkranzgefäße und auf ein erhöhtes Risiko für einen Herzinfarkt hin", so Detlef Moka, Vorsitzender des Berufsverbandes Deutscher Nuklearmediziner (BDN).

Findet der Nuklearmediziner bei der Myokardszintigrafie keine Durchblutungsstörung des Herzens, ist die Gefahr eines Herzinfarktes mit 99-prozentiger Sicherheit für mindestens fünf Jahre ausgeschlossen, wie zwei Studien aus Dänemark und den Niederlanden belegen."Die Myokardszintigrafie beantwortet zuverlässig die Frage, ob ein Herzkatheter-Eingriff notwendig ist", sagt Moka.

Kein höheres Risiko

So konnte seine Kollegin Jane Simonsen von der Universität Odense in Dänemark zeigen, dass die Sterberate in den ersten fünf Jahren nach einem Normalbefund bei unter einem Prozent pro Jahr liegt. Nuklearmediziner und Kardiologen sprechen daher von einer "5-Jahres-Garantie" im Fall einer unauffälligen Myokardszintigrafie. Eine Studie aus den Niederlanden belegt sogar, dass die Sterberate oft auch nach 15 Jahren nicht wesentlich erhöht ist.

Es gibt jedoch Ausnahmen von dieser Regel. "Dazu zählen Patienten, die bereits wegen einer Koronaren Herzkrankheit in Behandlung waren", so Moka. Auch bei älteren Menschen über 75 Jahren sei das Risiko leicht erhöht, selbst wenn die Myokardszintigrafie eine normale Durchblutung anzeigt. Der Studie zufolge könnten zudem Diabetespatienten stärker gefährdet sein, wobei dieser Zusammenhang statistisch nicht eindeutig war. Ob weitergehende Untersuchungen notwendig sind, müsse der Arzt anhand des individuellen Risikoprofils bei jedem Patienten einzeln entscheiden, sagt Moka. 

Höhere Aussagekraft

Festzuhalten bleibe auch, dass die Aussagekraft der Myokardszintigrafie höher ist als die einer Computer- oder Magnetresonanztomografie des Herzens. Dies mag einer der Gründe sein, weshalb die Myokardszintigrafie in den USA seit vielen Jahren weitaus gebräuchlicher ist als in Europa. Die Strahlenbelastung bei der Myokardszintigrafie ist vergleichsweise gering, sie entspricht einer CT-Untersuchung des Oberkörpers. Das radioaktive Kontrastmittel scheidet der Körper nach wenigen Stunden mit dem Urin und dem Stuhl wieder aus, was auch Verlaufskontrollen bei Patienten mit erhöhtem kardialen Risikoprofil ermöglicht. (red, derStandard.at, 23.5.2013)