Der Vanquish ist nicht das Einsteigermodell in die Welt von Aston Martin, definitiv nicht. Der Vanquish markiert das obere Ende dessen, was man von Aston Martin erwarten kann: Coolness, Luxus und eine etwas ambivalente Mischung aus gelassenem Komfort und aggressiver Sportlichkeit. Ohne Extrawünsche kostet das in Österreich 332.000 Euro.

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Da schluckt so manch einer.

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Und das ist das Problem: Der Aston Martin Vanquish kann auf den ersten Blick kaum den Erwartungen gerecht werden. Um 332.000 Euro erwartet man sich Flammenwerfer und Schleudersitz, aber der Vanquish ist nur ein Auto, wenn auch ein sehr gutes und ein sehr schnelles. Zwölf Zylinder und 573 PS, edelste Materialien und handverarbeitet.

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Keine Flügeltüren, kein dramatischer Heckflügel. Das ist ein Dilemma: Understatement ist bei Aston Martin Firmenphilosophie. Nicht protzen und auffallen, Aston Martin will tolle Autos bauen, den Spagat zwischen sportlichem Ehrgeiz und elegantem Auftreten schaffen.

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Der Russe aber oder auch der neureiche Chinese, so einer will um 332.000 Euro Protz und Brüll und Kreisch, der will Händezusammenschlagen und eine Aneinanderreihung von Rufzeichen. Genau das will Aston Martin aber nicht, auch wenn man dem Russen oder dem neureichen Chinesen gerne ein Auto verkaufen würde.

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Um so viel Geld braucht der Russe oder der neureiche Chinese am Sportwagen aber so was von einem Heckflügel. Aston Martin hingegen ist stolz darauf, dass der Heckflügel beim Vanquish dezent und in einem Stück gearbeitet ist, dass er praktisch kaum auffällt, sondern den Wagen bei hohen Geschwindigkeiten eben ein bisschen fester auf die Straße drückt.

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Solange es anderswo genügend bescheidene Menschen gibt, die reich sind, braucht sich Aston Martin um den Russen und den neureichen Chinesen noch nicht sorgen. Uns steht der Vanquish perfekt zu Gesicht, weil uns die Bescheidenheit in eben dieses geschrieben ist. Der mangelnde Reichtum beflügelt in diesem Fall nur die Fantasie und die Sehnsucht, wenn andere, die im Geld schwimmen, sich längst satt und träge zurücklehnen.

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Auch unterstreicht der Vanquish unsere sportliche Ambition. Das hier ist nämlich eine klare Ansage: Aston Martin verzichtet darauf, elektronisch abzuregeln. Wo andere Hersteller schon bei geruhsamen 250 km/h Schluss machen, darf der Vanquish noch ein bisschen toben: Wenn es denn sein soll, bis 295 km/h, also knapp an der 300er-Grenze. Auch so eine theoretische Frage, die die Fantasie beflügelt.

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Womit wir schon im Sportmodus wären: Der strafft die Sinne und die Körperhaltung, außerdem sorgt er für den richtigen Durchzug. Die offenen Auspuffklappen besorgen den richtigen Sound: himmlisch. Hinter dem Grollen und Grummeln, dem Röhren und Sprotzen hört man die Engel mit den Fanfaren.

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So bog der Aston in die Pfarrwiesengasse ein, sprotzte ein wenig, grummelte und grollte, und dort wartete Alexander, der Sohn der Hackels, und glaubte, seine Oma käme mit einem Wildschwein vorbei. Sie haben einen seltsamen Humor, die Hackels, alle beide, aber einen sehr geradlinigen Sohn.

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Als der dann im Auto saß und die Worte wieder fand, konzentrierte er sich vorerst auf eines: "Wahnsinn", entfuhr es ihm immer wieder. Als die Stadtgrenze überwunden war und die Engelchen fest in die Fanfaren stießen, da konnte Alexander wieder in Sätzen sprechen. "Mein Papa ist ein Weichei", sagte er. Sein Papa fährt Skoda. Und was sind schon 332.000 Euro? (Michael Völker, DER STANDARD, 24.5.2013)

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Aston Martin

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