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Dayli-Chef Rudolf Haberleitner braucht neue Investoren. Die groß angekündigte Expansion steht still.

Foto: EPA/Neubauer

Wien - Dayli gerät zunehmend unter Zugzwang. Der aus Schlecker hervorgegangene Drogeriehändler verliert seinen Investor: Ein halbes Jahr, nachdem die Novomatic überraschend einstieg, ist sie über Nacht auch schon wieder weg. Der Glücksspielkonzern ließ sich seinen Hälfte-Anteil einen Euro kosten, den Dayli-Miteigentümer und -Chef Rudolf Haberleitner zurückerhält.

Imageschonung

Das Darlehen in Höhe von zehn Millionen Euro bleibt, wann die Rückzahlung fällig ist, verrät die Novomatic nicht. Und sie gibt sich zu ihrem Kurzzeitinvestment auch sonst zugeknöpft: Man werde jede Frage, die dazu gestellt werde, mit Schweigen beantworten, lässt ein Sprecher wissen.

Was die Branche zu Spekulationen anregt. Gängigste These: Die Novomatic sicherte sich durch das Darlehen kostengünstige Mietverträge für die Filialen - auch im Fall des Scheiterns der Handelskette. Ansonsten wolle sich der Konzern sein Image nicht weiter anpatzen lassen, so der Tenor. Dayli war zuletzt mit Themen wie Sonntagsöffnung und Lohndumping in das Visier der Sozialpartner geraten.

Inserate statt Geld

Geld ist bei Dayli derzeit knapp, was die Geschäftspartner zu spüren bekommen. Lieferanten klagen über Zahlungsprobleme, sagt Gläubigerschützer Gerhard Weinhofer, Chef der Creditreform. Vielen seien anstelle von Geld Inserate in der Kundenzeitung des Unternehmens angeboten worden.

Die Creditreform traf Inkassomaßnahmen und setzte ihre Bonitätsbewertung für Dayli aus. "Die weitere wirtschaftliche Entwicklung ist unsicher, das Konzept unausgegoren." "Wir bitten Sie um die Möglichkeit, dass Sie uns für den derzeit ausstehenden Saldo Zahlungsaufschub von maximal zwei Monaten einräumen", ist dem Brief zu entnehmen, der von Daily am 3. Mai an Lieferanten erging und dem Standard vorliegt. Haberleitner bedauert darin, dass Dayli "einige Rechnungen verspätet bezahlen" werde. Grund sei die massive Kampagne der Gewerkschaft gegen den Betrieb gewesen.

Zweifel an Firmeninfos

"Wir haben Geld, aber wir können im Moment nicht alles befriedigen", sagt Peter Krammer, Dayli-Geschäftsführer. Es könne sein, dass der eine oder andere Partner seine Lieferungen einstellte, "die überwiegende Mehrheit der Lieferanten steht jedoch hinter uns".

80 Prozent sollen darauf eingestiegen sein. Was ein Experte der Lebensmittelindustrie bezweifelt: "Wer sich darauf einlässt, muss damit rechnen, dass auch Rewe und Spar im Sinne der Gleichbehandlung Aufschub fordern."

Den Rückzug der Novomatic bezeichnet Krammer als "Chance für einen Einstieg neuer Investoren": Verhandlungen mit diesen seien weit gediehen. Dass vom groß angekündigten neuen Nahversorgerkonzept bis auf 13 umgebaute Filialen nach wie vor nichts zu sehen ist, führt auch er auf das Störfeuer von außen zurück. Man habe das Rollout in Österreich wie in Deutschland ausgesetzt, bis die Finanzierung wieder gesichert sei. (Verena Kainrath, DER STANDARD, 24.5.2013)