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Angezündete Autos gab es in der Nacht auf Donnerstag sowohl in Stockholm als auch in Malmö.

Foto: REUTERS/Fredrik Sandberg

Stockholm - Die Jugendkrawalle in Schweden weiten sich aus. Die Ausschreitungen, die in Einwanderer-Vororten im Norden Stockholms begonnen hatten, erfassten in der Nacht zu Donnerstag Medienberichten zufolge auch den Süden der Stadt. Dort setzten Jugendliche eine Polizeiwache in Brand. Auch in Malmö wurden zwei Autos angezündet, wie die Polizei mitteilte. Damit ist neben Stockholm die zweite schwedische Stadt von Unruhen betroffen. "Wir erleben eine Gesellschaft, die sich immer mehr spaltet und in der die soziale und wirtschaftliche Kluft immer größer wird", sagte Rami Al-khamisi, Mitbegründer der Organisation "Megafonen", die sich für einen gesellschaftlichen Wandel in den Vororten Stockholms einsetzt.

Scheinbar gut organisiert

Die vierte Nacht in Folge gingen Hunderte Jugendliche auf die Straßen, zündeten Autos an, warfen Steine und schlugen Fensterscheiben ein. Sie scheinen nach Einschätzungen eines Sozialarbeiters in Stockholm gut organisiert zu sein. Ein Polizeisprecher sagte, dass bei den Ausschreitungen in der vergangenen Nacht ein Polizist verletzt worden sei. Fünf Menschen seien wegen Brandstiftung festgenommen worden. Ministerpräsident Fredrik Reinfeldt hatte bereits am Dienstag zu Ruhe aufgerufen.

Auslöser: Tod eines 69-Jährigen

Als Auslöser der schwersten Krawalle in Schweden seit Jahren gilt der Tod eines 69-jährigen Mannes aus dem Stadtteil Husby, der mit einer Machete bewaffnet war und dort von Polizisten erschossen wurde. Die Aufruhren haben eine Debatte über Zuzug Asylsuchender nach Schweden und den Abbau des Sozialsystems ausgelöst. Insbesondere die Einwanderung aus Kriegsgebieten wie Syrien, Afghanistan und Somalia hat seit 2011 um die Hälfte zugenommen. Diese Menschen sind stark betroffen von Arbeitslosigkeit und Armut.

Zunehmende Ungleichheit

Schweden reduziert seit den 90er Jahren die staatlichen Wohlfahrtsleistungen. Dadurch nahm die soziale Ungleichheit so stark zu wie in keinem anderen OECD-Land. Etwa 15 Prozent der schwedischen Bevölkerung wurde im Ausland geboren, der höchste Anteil in einem nordischen Staat. Die Meisten sind jedoch Einwanderer aus Nachbarstaaten, die sich an Sprache und Kultur Schwedens schnell anpassen können. (Reuters, 23.5.2013)