Größte Stadt des Nordirak unter kurdischer Kontrolle - Schmelztiegel der Kulturen und Zeugin der Geschichte
Redaktion
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Mosul - Mosul ist die größte Stadt im Nordirak und ein
wichtiges Handelszentrum im kurdisch dominierten Norden des Landes.
Die Stadt, in der am Dienstag nach US-Angaben die Söhne Saddam
Husseins, Kusai und Udai, getötet wurden, war zudem eine von mehreren
Residenzstädten des entmachteten irakischen Diktator. Sein Palast in
Mosul wurde bereits zwei Tage nach Kriegsbeginn von Bomben getroffen.
Rund 300.000 Menschen leben in der Stadt am Tigris, die sowohl Antike
und Moderne als auch verschiedene Kulturen und Religionen verbindet:
Sie ist zugleich Nachbarin der Antikenstadt Ninive und bedeutender
Erdölfelder sowie Heimat von Kurden und Arabern.
Das auch wegen seines Flughafens und einer Raketenbasis
strategisch wichtige Mosul wurde als letzte Großstadt während des
Irak-Kriegs von den US-geführten Streitkräften erobert. Am 11. April
erklärte das US-Zentralkommando offiziell den Fall der Stadt, nachdem
Kämpfer der Demokratischen Partei Kurdistans (DPK) und US-Truppen das
Zentrum besetzt hatten. Während die USA dadurch Schaden von den
Ölfeldern abwenden konnten, die im Irak-Krieg 1991 von den
abziehenden irakischen Truppen noch in Brand gesetzt worden waren,
wurde die Plünderung bedeutender archäologischer Kulturgüter nicht
verhindert.
Kurdisch dominiert ist Mosul bis heute. Die Stadt steht unter
Kontrolle der Peschmerga (kurdische Kämpfer) und gilt trotz
anfänglicher Gewalt zwischen den Volksgruppen als Beispiel für einen
geglückten Ansatz zur Demokratisierung des Irak: Anfang Mai wählten
rund 200 Delegierte einen neuen Bürgermeister und Stadtrat, der die
Vielfalt der verschiedenen Volksgruppen und Religionen in Mosul
widerspiegeln soll. Der arabische Bürgermeister hat einen kurdischen
Stellvertreter. Zudem stehen ihm ein Turkmene und ein assyrischer
Christ als Assistenten zur Seite. Im Stadtrat sitzen auch jeweils ein
Vertreter anderer kurdischer Gruppen.
Für die täglichen Angriffen ausgesetzten US-Besatzungstruppen wird
die Gegend von Mosul dagegen immer gefährlicher. Erst am Mittwoch
wurden nahe der Stadt ein Soldat bei einer Explosion getötet und
sechs weitere verletzt. Die Stadt erlebte in ihrer Geschichte mehrere
Besatzungen. Im Jahr 641 geriet die Siedlung unter arabische
Herrschaft. 1262 unterwarfen und plünderten die Mongolen die Stadt,
die im 16. Jahrhundert zum persischen Reich und im 17. Jahrhundert
zur Türkei gehörte. 1918 besetzten die Briten Mosul und ließen sich
gegen den Protest der Türkei die Annexion 1925 durch die
Weltgemeinschaft legitimieren. (APA)
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