Nürnberg - Der tödliche Raubüberfall auf den Nürnberger Schönheitschirurgen Franz Gsell wird immer mysteriöser. Das Amtsgericht erließ nach Angaben vom Freitag Haftbefehl gegen einen Staatsanwalt.
Es bestehe der dringende Tatverdacht der Beihilfe zur gemeinschaftlichen Nötigung und Körperverletzung mit Todesfolge, teilte die Justizbehörde mit.
Der 76 Jahre alte Gsell war im Jänner dieses Jahrs in seiner Villa in Nürnberg von zwei unbekannten Männern überfallen und niedergeschlagen worden. Er erlag später seinen Verletzungen.
Alleinerbin in Haft
Seit April sitzt seine 31-jährige Witwe Tatjana Gsell in Untersuchungshaft. Die wegen ihres luxuriösen Lebensstils bekannt gewordenen Glamour-Frau wird verdächtigt, an der Vorbereitung der Tat beteiligt gewesen zu sein. Die Vorwürfe gegen sie lauten ebenfalls auf gemeinschaftliche Nötigung und Körperverletzung mit Todesfolge. Bei einer Verurteilung muss sie mit einer Haftstrafe zwischen drei und 15 Jahren rechnen.
Verhafteter Staatsanwalt
Der nun verhaftete Staatsanwalt sei nicht bei der Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth beschäftigt, teilte Justizsprecher Bernhard Wankel mit. Der Mann sitze wegen Flucht-und Verdunklungsgefahr seit Donnerstag in der Untersuchungshaft. Weitere Angaben wollte der Justizsprecher "aus ermittlungstaktischen Gründen" nicht machen.
"Autokönig" verdächtigt
Die Staatsanwaltschaft ermittelt im Fall Gsell seit kurzem auch gegen den Düsseldorfer Nobelautohändler Helmut Becker. Es besteht ein Anfangsverdacht, dass der als "Autokönig" bekannte 60-Jährige in den Überfall verwickelt sein könnte. Er hatte ein Verhältnis mit Tatjana Gsell, das sie nicht einmal geheim gehalten hatten.
Die beiden sollen geplant haben, in Marbella einen Club für Superreiche samt "Beauty-Farm" einzurichten. Zu dieser Zeit war Beckers Betrieb bereits gefährdet, bald folgten Insolvenz und Ermittlungen wegen Bilanzfälschung.