In konjunkturell schwierigen Zeiten bricht der Arbeitsmarkt zunehmend ein - Betriebe sparen bei der Investition in die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter und "entsorgen" ältere Arbeitnehmer, weil sie zu kostenintensiv geworden sind - "Employability" wird zum großen Thema
Redaktion
,
"Employability" - also die Erhaltung der Beschäftigungsfähigkeit von Mitarbeitern in einer sich dramatisch verändernden Wirtschafts- und Arbeitswelt - beschäftigt nicht nur die heimischen Unternehmen. Es war auch das große Thema des zehnten Kongresses der Wirtschaftstrainer, der heuer in Salzburg stattfand. Die Referenten stützten sich auf die Sicht der Unternehmen, der Wirtschafts- und der Bildungspolitik.
So bestand für Walter Paris von der Lessing-Hochschule zu Meran die "panisch gereizte Personalpolitik in den Groß-und Mittelbetrieben" im Entlassen der reiferen, geprüften und erfahrungsgesättigten Mitarbeiter. "Das ist aber in jeder Hinsicht unökonomisch", so Paris. Es werde sowohl der zu erwartende Wirtschaftsaufschwung als auch die demografische Entwicklung schon in den nächsten fünf Jahren zu Personal- und Know-how-Engpässen bei den Unternehmen führen.
Top-Unternehmen würden schon jetzt zukunftsorientiert agieren. Andreas Rudas, Sprecher von Magna International, erläutert die Situation im Magna Konzern: "Die Magna Charta, die Unternehmensverfassung unseres Konzerns, bekennt sich zu aktiver Beteiligung engagierter Mitarbeiter und bindet sie in den Unternehmenserfolg mit ein. Denn Mitarbeiter sind das wichtigste Kapital eines Unternehmens." Derselben Meinung ist auch Heinz Rittenschober von der Voestalpine AG: "Wir haben ein Projekt mit dem Namen ,LIFE' gestartet: Es hat zur Aufgabe, Mitarbeiter durch inner- und außerbetriebliche Maßnahmen weiterzubilden und ihre Flexibilität und Mobilität innerhalb des Unternehmens zu fördern. Dies gilt auch für ältere Arbeitnehmer, da ihr Know-how für den internationalen Wettbewerb von unabschätzbarem Wert ist." Dafür sei aber ein neues Verständnis der Kultur und Organisation von Aus-und Weiterbildung notwendig.
Dauerhafte Aktionen
Heinz Uepping, international tätiger Berater aus Wiesbaden, forderte von Politik und Unternehmen mehr Investitionen in die individuelle Beschäftigungsfähigkeit der Mitarbeiter ein. Notwendig seien dauerhafte Aktionen, mit denen auch Zweit- und Drittkompetenzen gefördert werden.
Flexibilität definiert die Arbeitswelt der Zukunft. Das bestätigte auch Susanne Althaler, Vorstandsmitglied der Schöllerbank AG: "Wir müssen uns darauf einstellen, dass wir alle drei bis vier Jahre andere Aufgaben übernehmen. Der Mitarbeiter der Zukunft wird bis ins hohe Lebensalter arbeiten und hat mehrere Berufe." Für Niki Harramach, Bundesobmann der österreichischen Wirtschaftstrainer, benötigt der professionelle Trainer zunehmend Beratungskompetenz, um die individuellen Bedürfnisse der Unternehmen analysieren und befriedigen zu können. Für den 3,3 Mrd. Euro großen Markt für unternehmensfinanzierte Aus- und Weiterbildung müsste vermehrt eine höhere Qualifikation der Anbieter und Transparenz für die Kunden geschaffen werden.
Dafür werde in der Wirtschaftskammer Österreich der "akkreditierte Wirtschaftstrainer", der seine Kompetenz durch die Einhaltung von Qualitätsstandards nachweist, geschaffen. Harramach: "An die Bildungspolitik ergeben sich daraus zahlreiche Forderungen, die wir durchsetzen müssen. Das reicht von einem gesellschaftlichen Bewusstseinswandel, wer die Verantwortung für die Aus-und Weiterbildung des Einzelnen übernimmt, über neue Organisationsformen und fiskalische Anreize bis hin zur Einbeziehung der Sozialpartnerschaft. Damit kann die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes Österreich erhalten werden." (DER STANDARD Printausgabe, 12./13.7.2003, gro)
Forum:
Ihre Meinung zählt.
Die Kommentare im Forum geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
Die Redaktion behält sich vor, Kommentare, welche straf- oder zivilrechtliche Normen verletzen,
den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen
(siehe ausführliche Forenregeln),
zu entfernen. Benutzer:innen können diesfalls keine Ansprüche stellen.
Weiters behält sich die STANDARD Verlagsgesellschaft m.b.H. vor, Schadenersatzansprüche
geltend zu machen und strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.