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In Afghanistan sind Dolmetscher von großer Wichtigkeit - daher aber auch mögliche Ziele der Taliban.

Foto: Reuters/Desmond Boylan

Die britische Regierung hat afghanischen Dolmetschern Asyl für die Zeit nach dem Truppenabzug im kommenden Jahr angeboten. Grund: Die mögliche Bedrohung durch die Taliban. Mindestens 600 Mitarbeiter der derzeit noch 9000 britischen Soldaten sowie jeweils bis zu fünf Familienangehörige sollen deshalb das Aufenthaltsrecht auf der Insel bekommen. "Sie haben sich für uns großer Gefahr ausgesetzt. Das sollten wir honorieren", erklärte Premier David Cameron am Mittwoch.

Das britische Kontingent der Isaf-Schutztruppe steht überwiegend in der rebellischen Südprovinz Helmand. Dort hatte es schwere Verluste zu verzeichnen. Seit 2001 kamen insgesamt 444 Soldaten ums Leben. Bis Ende 2014 soll die gesamte von der Nato geführte Isaf abziehen.

In Afghanistan erleben die Briten das gleiche Dilemma wie zuvor im Irak. Auch dort waren die einheimischen Hilfskräfte, vor allem die vergleichsweise gut ausgebildeten Dolmetscher, Angriffsziele von Aufständischen. Sie erhielten deshalb beim Abzug der Briten aus der Provinz Basra 2009 relativ großzügige Entschädigungen oder die Möglichkeit zur Ausreise nach Großbritannien.

In Bezug auf Helmand hatte die Regierung stets betont, sie wollten einen " brain drain" vermeiden. Die einheimischen Mitarbeiter sollten, unterstützt durch finanzielle Hilfe, in ihrer Heimat bleiben. "Sonst sieht es so aus, als sähen wir keine Zukunft für das Land." Dagegen hatten sich die Dolmetscher vehement gewehrt, drei von ihnen wollten sogar am Londoner High Court klagen. Sie verwiesen darauf, dass seit 2001 mehr als 20 von ihnen ermordet wurden.

LibDems erfolgreich

Diese Argumentation fand Anklang, auch beim ehemaligen Vorsitzenden der Liberaldemokraten, Paddy Ashdown. Dessen Nachfolger im Parteiamt, Vizepremier Nick Clegg, wehrte sich erfolgreich gegen die Pläne seiner konservativen Kabinettskollegen Theresa May (Inneres) und Philip Hammond (Verteidigung). "Wir haben eine Schutzpflicht gegenüber diesen Leuten", betonte Clegg.

Sowohl den Dolmetschern, die nicht nach Großbritannien kommen wollen, wie auch weiteren 600 zivilen Mitarbeitern wollen die Briten die Weiterzahlung ihres Gehalts für 18 Monate nach dem Abzug anbieten. Wer an die Uni geht oder eine Umschulung absolviert, soll bis zu fünf Jahre lang Unterstützung erhalten. (Sebastian Borger, DER STANDARD, 23.5.2013)