Moskau - Ein inhaftiertes Mitglied der feministischen russischen Punkband Pussy Riot will mit einem Hungerstreik ihre persönliche Teilnahme an einer Gerichtsverhandlung erzwingen. In einer Videoschaltung während der Anhörung zu ihrem Antrag auf Haftaussetzung verkündete Maria Alechina am Mittwoch den Verzicht auf jegliche Nahrungszufuhr, bis sie selbst im Gerichtssaal sitzen dürfe. Ihre Anwälte forderte die 24-Jährige auf, vor der Gewährung dieses Rechts nicht weiter an der Anhörung teilzunehmen.

Anschließend wurde die Gerichtsanhörung in der Ural-Stadt Beresniki auf Donnerstag vertagt, der Rest des Verfahrens findet vorerst ohne Alechinas Verteidiger statt. Sie könne nicht verstehen, warum das Gericht ihrer Mandantin die persönliche Teilnahme verboten habe, sagte Alechinas Anwältin Irina Chrunowa: "Ihre Anwesenheit ist wichtig, damit sie ihre Standpunkte vertreten kann, was per Videoschaltung nicht sichergestellt ist." Bisher muss Alechina, die auf ihrer Unschuld beharrt, per Telefon aus dem Gefängnis heraus mit ihrer Verteidigerin kommunizieren und Eingaben per Fax einreichen.

Pussy Riot klagen gegen Haftbedingungen

Die Pussy-Riot-Mitglieder Nadeschda Tolokonnikowa und Alechina waren im vergangenen August wegen einer Protestaktion gegen Präsident Wladimir Putin in der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale zu jeweils zwei Jahren Lagerhaft verurteilt worden. Auch ihre Bandkollegin Jekaterina Samuzewitsch erhielt eine Haftstrafe, die später aber auf Bewährung ausgesetzt wurde. Das Schicksal der drei Frauen erregte weltweites Aufsehen und veranlasste prominente KünstlerInnen wie Sting und Madonna zu öffentlichen Solidaritätsgesten.

Tolokonnikowa und Alechina klagen vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) in Straßburg gegen ihre Haftbedingungen. Die russische Gesellschaft ist über Pussy Riot und ihre Aktionen tief gespalten. Die Punk-Band wurde zum Symbol des Protests gegen die Regierung von Präsident Putin, dem die Opposition Einschränkung der Bürgerfreiheiten vorwirft. (APA, 22.5.2013)