Es reicht, sagen sich viele Italiener. Eine Demonstrantin Mitte Mai bei Protesten gegen die hohe Arbeitslosigkeit in Rom.

Foto: Reutes/Rossi

Rom - Italiens Jugendarbeitslosigkeit liegt bei etwa 38 Prozent. Im Vergleich zu Griechenland und Spanien ist das geradezu harmlos, denn in den beiden Krisenländern liegt die Quote bei über 55 Prozent. Dennoch gibt es dringlichen Handlungsbedarf, denn nach  Ansicht der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) wird sich die Situation so schnell nicht ändern: Noch im Jahr 2017 wird die Jugendarbeitslosigkeit in Spanien bei mehr als 50 Prozent liegen, in Italien und Griechenland bei über 30 Prozent, schätzt die Sonderorganisation der Vereinten Nationen.

Die italienische Regierung hat das Thema nun auf seiner Prioritätenliste ganz oben angesiedelt. Zwölf Milliarden Euro will das Kabinett in Rom in den nächsten Jahren locker machen, um die Jugendarbeitslosigkeit zu bekämpfen. Geht es nach Arbeitsminister Enrico Giovannini, sollen damit 100.000 Jobs entstehen. Das Ziel ist, die Jugendarbeitslosigkeit um acht Prozentpunkte zu reduzieren.

Der große Plan

Die Regierung feilt an einem großen Plan, den der sozialdemokratische Premier Enrico Letta beim EU-Gipfeltreffen im Juni vorstellen soll. Sein Ziel ist es, Druck auf die EU für eine Auflockerung der Sparmaßnahmen zugunsten der Jugendbeschäftigung zu machen. Die Regierung denkt an Steuerentlastungen für Unternehmen, die Jugendliche unter 24 Jahren anstellen. Diese Maßnahme soll mit EU-Geldern finanziert werden, lautet Lettas Forderung. Außerdem denkt die Regierung Letta an eine Reform der Arbeitsämter, die sich stärker um arbeitslose Jugendliche kümmern und sie effizienter bei der Suche nach einem Job unterstützen sollen.

Arbeitsminister Giovannini wartet aber auch mit ungewöhnlichen Ideen auf. Laut Wall Street Journal will er ältere Arbeitnehmer dazu bewegen, weniger zu arbeiten, um im Gegenzug junge Leute am Arbeitsmarkt unterzubringen. Enrico Giovannini will laut dem Bericht das Konzept des "Generationen-Handschlags" nun mit führenden Gewerkschaften diskutieren. Diese hätten die Idee bisher unterstützt. Der Schwachpunkt an dem Konzept: Neue Jobs werden damit nicht geschaffen.

Ein- und Ausstieg

Konkret würde das unter dem Namen "Staffetta" firmierende Konzept bedeuten, dass ein Angestellter, der kurz vor der Pension steht, nur noch halb so viel arbeiten soll. Selbstverständlich zum halben Lohn. Ein jüngerer Arbeitnehmer würde dann die andere Hälfte seines Jobs übernehmen. Arbeitgeber würden den jüngeren Mitarbeitern weniger Gehalt zahlen; den älteren Mitarbeitern würde gleichzeitig versprochen, dass ihre Sozialversicherungsbeiträge in voller Höhe gezahlt werden. Diese Beiträge, die sich im Schnitt auf rund 10.000 Euro im Jahr belaufen, müssten allerdings aus der Staatskasse kommen.

Expertin Fiorella Kostoris kann der Idee laut Wall Street Journal  nicht sehr viel abgewinnen: "Weniger zu arbeiten, damit mehr Leute arbeiten können, bringt uns nicht weiter", sagt sie der Zeitung. "Damit mehr Leute in Arbeit kommen, müssen wir alle mehr arbeiten." (rb, derStandard.at, 22.5.2013)