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Demonstration gegen Homophobie in Paris: Laut LGBT-AktivistInnen stieg die Gewalt gegen Lesben und Schwule während der vergangenen Monate.

Foto: reuters/GONZALO FUENTES

Paris - Aus Protest gegen die Ehe für Lesben und Schwule sowie die Einwanderung in Frankreich hat sich am Dienstag der 78-jährige rechtsradikale Essayist und Historiker Dominique Venner in der Pariser Kathedrale Notre-Dame das Leben genommen. Am Samstag unterzeichnete der französische Staatspräsident Francois Hollande das Gesetz, dem eine monatelange heftige Debatte zwischen BefürworterInnen und GegnerInnen vorausging.

In einem Blog hat Venner kurz vor seinem Suizid das neue Gesetz über die Öffnung der Ehe als "infam" verurteilt und den "Werteverlust der Familie" beklagt. Er befürchtete zudem, dass Frankreich in die Hände von IslamistInnen fallen würde.

"Zutiefst politische Geste"

Die Chefin der rechtsextremen Front National, Marine Le Pen, würdigte seine "Geste als zutiefst politisch" und als Versuch, "das Volk Frankreichs wachzurütteln". Sein Verleger, Pierre-Guillaume de Roux, verglich die Tat mit dem rechtsextremen japanischen Schriftsteller Yukio Mishima 1970.

"Freundliche Momente verbringen"

Ein gänzlich anderes Bild zeigte sich in der Nacht auf Mittwoch: Tausende feierten in Paris bei einem Gratiskonzert das neue Gesetz. "Wir haben neun Monate außergewöhnlich schwierige Debatten hinter uns, mit einer enthemmten Homophobie. Da ist es wichtig, einen freundlichen Moment zu verbringen", sagte Nicolas Gougain, Sprecher der Organisation Inter-LGBT.

Das Gesetz, das neben dem Trauschein für gleichgeschlechtliche Paare auch ein Adoptionsrecht einführt, spaltet die französische Gesellschaft. Vor einem Monat war es nach hitziger und teils erbitterter Debatte vom Parlament gebilligt worden. Doch auch nach der Unterzeichnung durch Hollande geben sich die GegnerInnen der Ehe für Lesben und Schwule noch nicht geschlagen: Für Sonntag haben sie ihre nächste Demonstration angekündigt. (APA, red, dieStandard.at, 22.5.2013)