Bild nicht mehr verfügbar.

In Guantanamo Bay befinden sich mittlerweile über 100 Gefangene im Hungerstreik.

Foto: Reuters

Wenige Tage vor einer Ansprache des US-Präsidenten befinden sich im US-Gefangenenlager in Guantanamo Bay mittlerweile mehr als 100 Insassen im Hungerstreik – 30 sollen bereits zwangsernährt werden. Einer der Streikenden will nun mit einer Twitterkampagne den Druck auf Barack Obama erhöhen.

Anwalt twittert im Namen von Insassen

Shaker Aamer ist ein ehemals in Großbritannien lebender, saudischer Staatsbürger. Er sitzt mittlerweile elf Jahre ohne Prozess in Guantanamo, weil er unter Verdacht steht, ein Al Kaida-Mitglied zu sein. Während seine Möglichkeiten, mit der Außenwelt zu interagieren, eingeschränkt sind, ruft er nun über seine Anwälte via Social Media dazu auf, die Einhaltung von Obamas Wahlversprechen aus dem Jahre 2008 einzufordern.

In seinem Namen schrieb Clive Stafford Smith, tätig bei der auf Menschenrechte spezialisierten NGO Reprieve, am Sonntag: "Shaker Aamer bittet jeden, die US-Botschaft in London anzurufen (...) um Taten bezüglich Guantanamo Bay zu verlangen." Und weiter: "Ich finde es gut, dass Shaker eine Notiz durch Zensur zu mir bringt, die ich an 12.000 Leute tweeten kann, die sie wiederum an mehrere Millionen andere weiterverbreiten."

Botschaft scheinbar überfordert

Die Nachricht wurde mittlerweile über 260 Mal per Retweet weiterverbreitet. Manche User berichten bereits von ihrem Anruf. Einer erhielt als Antwort aus der Botschaft "einen Haufen Bullshit", einem anderen wurde offenbar mitten im Gespräch aufgelegt.

Aamer "weiß über Twitter und die anderen sozialen Medien Bescheid", so Smith laut Wired über seinen Klienten. Er schickt ihm auch Ausdrucke der Reaktionen, um seine Laune zu heben. Laut Reprieve hält die Klimaanlage die Temperatur i Aamers Zelle bei 21 Grad Celsius, was sehr kalt für Menschen ist, die seit 90 Tagen nichts gegessen haben. Anfang Mai hatte man Aamer in Guantanamo besucht.

Neuer Schließungs-Plan erwartet

Der Hungerstreik selbst bringt Obama weiter unter Druck. Am 23. Mai dürfte der Präsident erneut ein Konzept vorlegen, wie eine geordnete Schließung von Guantanamo ablaufen soll. Das eigentliche Problem, dass Verdächtige auf undefinierte Zeit ohne konkreter Aussicht auf einen Prozess festgehalten werden, könnte mit der Verlegung der Insassen in zivile und militärische Gefängnisse aber nur verschoben werden. (red, derStandard.at, 21.05.2013)