Kairo - Die ägyptische Armee bereitet sich auf eine mögliche gewaltsame Befreiung von entführten Soldaten und Polizisten auf der Sinai-Halbinsel vor. Das berichteten Augenzeugen in der Provinz Nord-Sinai und ägyptische Medien am Montag. Ägyptische Medien zitierten Präsident Mohammed Mursi mit den Worten, mit "Verbrechern" könne es keine Verhandlungen geben. Aus Armeekreisen hatte es zuvor geheißen: "Unsere Geduld ist aufgebraucht."

Am Sonntag war ein erstes Lebenszeichen von den vier Soldaten und drei Polizisten aufgetaucht, die am Donnerstag auf einer Straße zwischen Rafah und Al-Arish verschleppt worden waren. In einem Video baten die jungen Männer Präsident Mursi, "die politischen Gefangenen von der Sinai-Halbinsel freizulassen, vor allem Scheich Hamada Abu Sheita". Andernfalls würden sie gefoltert, sagte einer der jungen Soldaten. Die Geiseln sind in dem Video mit verbundenen Augen und erhobenen Armen zu sehen.

Der radikale Islamist Abu Sheita war im September 2012 verhaftet worden. Zuvor war er wegen Beteiligung an einem Angriff auf eine Polizeistation in Al-Arish und an dem Terroranschlag auf Touristen in Taba 2004 in Abwesenheit zum Tode verurteilt worden. Ägyptische Medien berichteten, vor einigen Tagen seien unbestätigte Berichte aus dem Tora-Gefängnis gedrungen, wonach er in der Haft schwer gefoltert worden sein soll. Hani Abu Sheita, ein Bruder des Gefangenen, sagte einem ägyptischen TV-Sender, seine Familie habe mit der Entführung nichts zu tun.

Mit Panzerfäusten angegriffen

Unbekannte griffen Montag früh eine Kaserne der ägyptischen Ordnungspolizei auf der Sinai-Halbinsel mit Panzerfäusten an. Keiner der Polizisten sei bei dem Angriff auf einen Stützpunkt in der Nähe der Grenze zum palästinensischen Gazastreifen verletzt worden, sagte ein Sicherheitsbeamter. Die Polizisten hätten das Feuer erwidert. Die Angreifer konnten fliehen. Seit den Massenprotesten, die im Februar 2011 zum Rücktritt von Langzeit-Präsident Hosni Mubarak geführt hatten, sind einige Regionen im Norden der Sinai-Halbinsel der staatlichen Kontrolle entglitten.

Die Grenze zum palästinensischen Gazastreifen blieb am Pfingstwochenende geschlossen, weil die Grenzwächter dort einen Sitzstreik in Solidarität mit den Entführten organisiert hatten. Tausende Palästinenser saßen deshalb auf beiden Seiten der Grenze fest. (APA, 20.5.2013)