Wie ist das möglich? Wie können Sicherheitsbehörden, Polizei, Verfassungsschutz über acht Jahre lang einer Bande von neonazistischen Mördern nicht auf die Spur kommen? Leute, die zehn Morde an türkisch-, griechischstämmigen Opfern und einer Polizistin mit derselben Pistole verüben?

Der Untersuchungsausschuss des Deutschen Bundestages zu den Morden des "Nationalsozialistischen Untergrunds" (NSU) ist - einstimmig - zu dem Urteil gekommen, dass ein "Totalversagen" der Sicherheitsbehörden vorliegt. Wie das? Natürlich gibt es bürokratische Indolenz, Zersplitterung der verschiedenen Landesbehörden, die sozusagen normalen Reibungsflächen eines (jeden) Apparats.

Aber der Vorsitzende des Ausschusses hat die wahre Ursache schonungslos angesprochen: In deutschen Sicherheitsbehörden herrschen offenbar Borniertheit und Vorurteil, wenn es um rechtsradikale Straftaten aus rassistischen Motiven geht. Es sei "nicht ergebnisoffen", sondern "ressentimentbehaftet und vorurteilsbeladen" ermittelt worden.

Jahrelang hätte man die Opfer, biedere Gemüsehändler und Handwerker, mit einer türkischen "Mafia" in Verbindung gebracht und alle Hinweise auf Neonazi-Aktivitäten ignoriert. Die Opfer wurden zu Tätern erklärt, Rufmord nach dem Mord. Wer die Mentalität vieler Sicherheitsbeamten kennt, den wird das nicht wundern. Nicht nur in Deutschland. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 18./19.5.2013)