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In Frankreich ist die Homosexuellen-Ehe in Kraft getreten. Die erste Eheschließung eines gleichgeschlechtlichen Paares ist für 29. Mai geplant.

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Paris - Homosexuelle Paare dürfen in Frankreich künftig heiraten und Kinder adoptieren. Mit seiner Unterschrift unter das in der französischen Gesellschaft höchst umstrittene Gesetz machte Präsident Francois Hollande den Weg frei für die "Ehe für alle". Durch die Veröffentlichung im Gesetzblatt traten die neuen Regeln bereits am Samstag in Kraft. Der Verfassungsrat hatte am Freitagabend als letzte Instanz Grünes Licht für Hochzeiten unter Schwulen und Lesben gegeben und eine Klage der Opposition abgewiesen. Gegner der Homo-Ehe kündigten weitere Proteste an.

Mit der Homo-Ehe setzte der Sozialist Hollande ein Wahlversprechen um. Das neue Gesetz gilt als die größte Sozialreform seit Abschaffung der Todesstrafe im Jahr 1981 durch Präsident Francois Mitterrand, das große Vorbild Hollandes.

Erste Eheschließung am 29. Mai

Die erste Eheschließung eines gleichgeschlechtlichen Paares ist für den 29. Mai in Montpellier geplant. Zwei Männer haben sich dafür angemeldet. Bürgermeisterin Helene Mandroux sprach von einem großen gesellschaftlichen Fortschritt. "Die Liebe hat über den Hass triumphiert", sagte die oberste Standesbeamtin der südfranzösischen Stadt, äußerte zugleich aber Sorge über Proteste.

Justizministerin Christiane Taubira hatte am Freitag erklärt, alle notwendigen Texte zur Umsetzung des Gesetzes seien bereits vorbereitet. In dem Artikel zur Homo-Ehe heißt es im Kern: "Die Ehe wird geschlossen von zwei Personen unterschiedlichen oder gleichen Geschlechts." Es sei die Pflicht des Staates, "gegen Diskriminierungen zu kämpfen", hatte Justizministerin Taubira zur Verabschiedung des Textes im Parlament erklärt.

Gegner: "Destabilisierung von Familienstrukturen"

Das Projekt ist in der Gesellschaft hoch umstritten. In den vergangenen Wochen und Monaten gingen Hunderttausende Franzosen gegen das Gesetz auf die Straße - dabei kam es vereinzelt auch zu gewaltsamen Ausschreitungen. Gegner der Homo-Ehe kritisieren vor allem das Adoptionsrecht und befürchten unter anderem eine "Destabilisierung von Familienstrukturen" und negative Auswirkungen auf Kinder, die mit zwei Müttern oder zwei Vätern groß werden.

Zahlreiche Konservative hatten eine Volksabstimmung über das Gesetz gefordert. In Umfragen war nur eine knappe Mehrheit für die Homo-Ehe. Das Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare wird mehrheitlich abgelehnt. Mitglieder der oppositionellen UMP haben bereits versprochen, das Homo-Ehe-Gesetz im Falle eines Machtwechsel umschreiben zu wollen.

Neue Proteste geplant

Die Gegner der Homo-Ehe riefen für Sonntag kommender Woche zu neuen Protesten auf. Ihre Wortführerin, eine Komikerin und Autorin mit dem Künstlernamen Frigide Barjot, rechnet mit bis zu einer Million Demonstranten. Die Opposition hatte zuletzt durch die Anrufung des Verfassungsrats versucht, das Vorhaben zu kippen.

Eine ähnliche Gleichstellung zwischen homo- und heterosexuellen Paaren wie in Frankreich gibt es bisher erst in rund einem Dutzend anderer Länder. Als erstes Land hatten 2001 die Niederlande die zivile Ehe für Gleichgeschlechtliche zugelassen. (APA, 18.5.2013)