Wien/Kairo - Deutliche Hinweise auf einen frühmittelalterlichen Konflikt zwischen Ägypten und seinem südlichen Nachbarn Nubien haben Wissenschafter des Österreichischen Archäologischen Instituts (ÖAI) entdeckt. Ort ist die Grabungsstätte Hisn el-Bab, die Funde aus dem Zeitraum der späten römischen Kaiserzeit bis ins frühe Mittelalter und die Zeit der Islamisierung enthält. Jüngster Fund ist das außerordentlich gut erhaltene Skelett eines wahrscheinlich römisch-ägyptischen Soldaten, der in den Trümmern der Festung an der Stelle gefallen ist, wo er nun gefunden wurde, teilte das ÖAI am Freitag in einer Aussendung mit.

Die Zweigstelle Kairo des ÖAI führt seit 2011 archäologische Untersuchungen in Hisn el-Bab südlich von Assuan an der antiken ägyptisch-nubischen Grenze durch. Durch die Lage der gut erhaltenen Stein- und Lehmziegelfestung an der Grenze wurde die Stätte oftmals Schauplatz des Konflikts zwischen den beiden Ländern - das Skelett sehen die Archäologen als Beweis dafür.

Tödlicher Hieb

Es handelt sich um das Skelett eines Mannes im Alter von 25 bis 35 Jahren. Die Knochen zeigen Merkmale, die mit langem Militärdienst in Zusammenhang gebracht werden könnten. Er wurde durch den Hieb einer Waffe mit scharfer Klinge getötet, welcher die Arterie an der Innenseite des Oberschenkels durchtrennt hat. Der Körper wurde rasch mit Schutt überdeckt, dies könnte durch die Zerstörung eines Teils der Festung unmittelbar nach dem Kampf erfolgt sein.

Der Zeitpunkt des Konfliktes, durch den der Soldat ums Leben kam, ist nach Angaben der Archäologen nicht genau feststellbar, müsse aber kurz nach der arabischen Invasion Ägyptens um das Jahr 640 liegen. Zur Zeit der arabischen Invasion war Hisn el-Bab von ägyptischen Truppen besetzt.

Einblicke in den damaligen Alltag

Die jüngsten Grabungen der Österreicher in der Festung brachten eine Wohneinheit und einen Küchenbereich zutage, die anhand von Münzenfunden in die Herrschaftszeit von Herakleios (610-641) datiert werden konnten. In der Küche fanden die Archäologen eine beträchtliche Anzahl zerbrochener Keramikgefäße und eine große Reihe hervorragend erhaltener Pflanzenreste, einschließlich großer Mengen an Oliven, die in den Gefäßen aufbewahrt wurden. Die Grabungen sollen Ende dieses Jahres fortgesetzt werden. (APA/red, derStandard.at, 18. 5. 2013)