Keinen Berufeneren als Hans- Peter Martin, den Vorarlberger Politrebellen mit der klangschönen Stimme, gibt es, um den Unmut der EU-Bürger über die Ein- und Zwei-Cent-Münzen-Wirtschaft in die Welt hinauszuposaunen. Ein ganzes Jahr lang hat Martin untersucht, was die Herstellung des europäischen Gröscherlwerks kostet. In seinem Abschlussstatement, berichtet das Blatt Österreich, "wettert" er jetzt (und Martin ist ein berühmt-berüchtigter Wetterer!): "Die Produktion der Münzen ist eine riesige Geldverschwendung".

Das nennen wir eine mutige Ansage! Und eine längst überfällige dazu. Denn jeder halbwegs sensible EU-Bürger ist sich seit Jahren im Klaren, dass das in Hosensäcken und Damenhandtaschen knirschende Kupferkleinzeug ein ewiges Ärgernis ist. Non olet? Mitnichten. Die Ein- und Zwei-Cent-Münzen stinken uns schon lange gewaltig.

Hier die Cent-Scherereien im Detail. Erstens sind die immer gehäuft auftretenden Minimünzen eine sinnlose Beschwer jeder Geldbörse und führen zu einem hässlichen Herabhängeeffekt und unschönem Faltenwurf am hinteren männlichen Hosenbein. Ein-Cent-Münzen leisten dem Fortbestand fadenscheiniger Lockpreise ("heute um nur 1 Euro 99!") Vorschub. Ebenfalls unerträglich: Wenn sich nach einem ungeschickten Griff zum prallgefüllten Portemonnaie dessen Inhalt prasselnd auf den Boden ergießt und die Cent-Zwerge in alle Himmelsrichtungen davonstieben. Ehe man danach das Kleinzeug aus Bodenritzen und Zimmerecken hervorgekratzt hat, vergehen Stunden.

Bei Licht betrachtet, hat die Ein-Cent-Münze eigentlich nur einen einzigen Vorteil: Nämlich den, dass man unfreundliche Kellnerinnen und Kellner mit ihnen züchtigen kann ("Da, dieser Cent ist für Sie. Machen Sie sich einen schönen Abend!"). Damit wird sich die überteuerte Münzproduktion vor dem EU-Steuerbürger aber auf Dauer kaum rechtfertigen lassen.

Was also tun? Möglichkeit eins: Die Ein- und Zwei-Cent-Stücke durch kostengünstigere Zahlungsmittel ersetzen (kleine und große Kaurimuscheln). Eleganter die Möglichkeit zwei: Das ganze EU-Minimünzunheil ein für alle Mal in einem symbolträchtigen europäischen Gewässer versenken, im Bodensee, im Loch Ness oder am allerbesten im Trevibrunnen. Das bringt nämlich auch noch Glück, und das können wir in Europa gut brauchen.  (Christoph Winder, Album, DER STANDARD, 18./19.5.2013)