Für einen Zugereisten sind Sie ja ganz schön abenteuerlustig. Also sprach der junge Herr Ober, vermutlich der Juniorchefe. Schmecks ist eben keine Kinderjause, aber das hat sich naturgemäß noch nicht bis nach Kowloon durchgesprochen. Und, ja, ich hätte gerne das Signature Dish bei Delicious Congee. Wo ich das, nun, eher einfache Wirtshaus in der Woo Sung Street 75 in Jordan nach zweimal Vorbeigehen doch gefunden habe. 

Bauch, Bein, Po vom Fisch im Reisbrei

Das Signature Dish hier ist Congee, suppiger Reisbrei also, mit Fischbauch, Fischlippen, Rückgrat und Schwimmblase. Also praktisch Bauch, Bein, Po vom Schuppentier. Das wollen Sie also, fragt der junge Mann noch einmal nach. Und hat die Bestellung auch schon in dem kleinen Küchenkabäuschen deponiert.

Au Backe

Einfach macht es einem dieses Congee ja nicht. Zumindest wenn man - Europäer! - doch davor zurückschreckt, an die zehn Zentimeter lange Gräten einfach mit den asiatisch aus dem Fisch gehackten Stücken zu verputzen. Keine Ahnung, wie der Chinese mit Gräten, Rückgrat, Fischkopf verfährt, wenn er das Fleisch davon getrennt hat. Zurück in die Reissuppenschale fallen lassen und beim nächsten Löffeln wieder darauf stoßen? Einfach neben den Tisch spucken? Dagegen spricht der doch ziemlich sauber wirkende Boden. Doch gleich gnadenlos mitschlucken? Ich - Europäer! - ersuchte um ein zweites Schüsserl für die Gebeine.

Schon wieder Fischeraten

Den Fisch hab ich weder identifizieren können und dann auch noch zu fragen vergessen - das wird bei den Bildern vom Fischmarkt in Aberdeen und von den gewaltigen Aquarien der Seafoodlokale in Sai Kung und auch in Sok Kwu Wan auf der Insel Lamma noch häufiger so gehen. Sachdienliche Hinweise - who is who, quasi - immer willkommen! Vielleicht derbarmt sich ja wie einst bei Tsukiji die höchst kundige Silberprinzessin.

Die zart morastige Note der groben Stücke im Delicious Congee erinnerte mich an Wels und Verwandte, aber dafür würde ich meine Hand nicht ins Süßwasser legen. Von diesem Gout und dem doch recht fordernden Handling vielleicht abgesehen: Kann ich empfehlen. Auch wenn ich nur eine Backe fand und vergeblich nach den Lippen fahndete - die bekomme ich bei unserer nächsten Station auf Sai Kung (wenn ich den wenigstens richtig identifiziert habe).

Das erste Trumm auf meinen Stäbchen ist zugleich das spannendste: Weiß, rund in den Dimensionen eines Pingpongballs mit schlitzigem Fortsatz: die Schwimmblase. Wirklich interessante Textur-Kombination aus cremig und crunchy, erinnert jedenfalls mich schwer an Tintenfisch vom Grill, wie ich jedenfalls ihn mag. Wieder was gelernt.

Sterne für Eingeweihde

Recht delicious Congees gibt es hier mit praktisch allem vom alten Ei bis zum den Eingeweiden vom Schwein. Aber die Lippenblasenbauchundbein-Version empfiehlt halt der wunderbar hilfreiche Michelin für Hongkong und Macao. Delicious Congee haben Bibendums Enkel freilich nicht besternt. Da gibt es in Hongkong noch ganz andere, ziemlich tolle Hütten mit dieser Auszeichnung für echt kein Geld. Aber das ist eine andere Geschichte, der wir uns demnächst widmen wollen.

Einen Stern reißen wir aber hier noch an, im ersten Teil Asia-Wochen bei Schmecks über Fischiges in Hong Kong, nicht ganz billig, aber dafür umso besser. Wir meiden die Riesenfischschuppen mit ihren lebenden Speisekarten direkt am Hafen, biegen direkt davor in die Market Street, ignorieren die auf einen Platz wartenden Horden um das Loaf On und bekommen stante pede einen Tisch. Yeah.

Knofelfrosch

Was da alles Schönes auf uns zukam, finden Sie unten in der üppigen Ansichtssache. Wie übrigens auch die Frösche "Refugee-Style" mit atemberaubend üppigem frittiertem Knoblauch. Die empfiehlt der Juniorchef im Delicious Congee dem Westler. Wenn er ein bisschen Abenteuerlust zeigt. (Harald Fidler, derStandard.at, 21.5.2013)

Beginnen wir doch auf dem Fischmarkt in Aberdeen - und gleich auch unser Meeresquiz: Könnte es sich hier um eine Ornatlanguste handeln? (Danke, Teubner, für das "Große Buch der Meeresfrüchte"!). Ich frage mich aber: Darf man das alles so einfach aus dem Meer holen?

Foto: Harald FIdler

Ach du dicke Tinte.

Foto: Harald FIdler

Ein bisserl suboptimal unser Timing für den Marktbesuch: Feiertags fanden wir hier keine Stände mit genussbereitem Essen. Aber immerhin ein paar viel versprechende Kartons.

Foto: Harald Fidler

Fröhliche Fischer, üben vermutlich für den Tag der Fahne.

Foto: Harald Fidler

Krebsen in nicht so wirklich natürlichem Habitat.

Foto: Harald Fidler

Wer genauer hinsieht, ahnt, wo das Grazer Kunsthaus seine Form abschaute.

Foto: Harald FIdler

Schaukastenshopping - das werden wir bald auf Lamma und erst recht in Sai Kung noch viel üppiger zu sehen kriegen.

Foto: Harald FIdler

So handelt sich der Krebs einen Wickel ein.

Foto: Harald FIdler

Auch Kleinvieh macht Proteinzufuhr.

Foto: Harald FIdler

Der Dilettant rätselt: Jakobs oder doch Akagi - oder doch ganz andere Muscheln?

Foto: Harald FIdler

Ich Flachkopf tät ja auf einen Platycephalus tippen. Lasse mich aber gerne eines Besseren belehren.

Foto: Harald FIdler

Ja, auch die Muschel bekommt hier einen Wickel.

Foto: Harald FIdler

Muränen, I presume.

Foto: Harald FIdler

Fischerboote vor Hochhauskulisse, so muss es sein in Hongkong, genauer: Aberdeen eben.

 

Foto: Harald FIdler

Nächste Station: Lamma Island, Sok Kwu Wan. Menschen mit scharfem Auge können vielleicht das Rainbow Restaurant erkennen.

Foto: Harald FIdler

Dort steppt Sonntagmittags aber ziemlich der Bär.

Foto: Harald FIdler

Und das eher nicht wegen dieser etwas intensiven Trockenfischlein.

Foto: Harald FIdler

Der Andrang ist eher auf Auslagen wie diese zurückzuführen.

Foto: Harald FIdler

Hinzeigen, Zubereitung aussuchen, futtern. Wenn man ein bisserl Kanton kann halt.

Foto: Harald FIdler

Könnte es sich um Kreuzkrabben handeln?

Foto: Harald FIdler

Was man nicht alles trocknen kann.

Foto: Harald FIdler

Optisch ja nicht so apart: Elefantenrüsselmuschel.

Foto: Harald FIdler

Viel zu schön für den Teller - aber das finde hier vermutlich nur ich.

Foto: Harald FIdler

Hier noch mal die Speisekarte in voller Breite.

Foto: Harald FIdler

Endlich Essen, und wie!

Foto: Harald FIdler

Squilla mantis, ein Fangschreckenkrebs müsste das sein, in Soyasauce und praktischerweise gleich mit dem richtigen Werkzeug, um sich ohne Scherereien durch den Panzer zu arbeiten. Sehr, sehr gut.

Foto: Harald FIdler

Ein bisserl Grünzeug beruhigt nicht nur das Auge: chinesischer Brokkoli.

Foto: Harald FIdler

Da war der muntere Nachwuchs schneller: Tintenfisch in zweierlei ...

 

Foto: Harald FIdler

... Panier, hier die schärfere Variante, wenn mich nicht alles täuscht.

Foto: Harald FIdler

Wir wechseln nach Sai Kung in die Fischmeile.

Foto: Harald FIdler

Die kleben sich nicht nur eine.

Foto: Harald FIdler

Gewaltiges Wirtshaus, gewaltiger signature fish.

 

Foto: Harald FIdler

Wir aber sind schon hier abgeboten, zum ...

Foto: Harald FIdler

... Loaf On, dem ersten michelinbesternten Lokal in Sai Kung, und das zurecht. Hier ein Saucentellerchen.

Foto: Harald FIdler

Messermuscheln, recht scharf, mit viel Paprika und schwarzen Bohnen. Yeah.

Foto: Harald FIdler

Schwarmintelligenz, bitte kommen: Für einen Drachenkopf fast zu schön. Womöglich Red Snapper? Jedenfalls in Salz ein Signature Dish des Loaf on, so viel kann ich sagen.

Foto: Harald FIdler

Die Lippen des kleinen Roten jedenfalls waren ziemlich bissfest.

Foto: Harald Fidler

Sehr heiß, ich fand: sehr gut, wiewohl naturlich ein bisserl mühsam rauszupopeln: Wellhornschnecken mit Likör und Chili.

Foto: Harald FIdler

Für panierten Tintenfisch sehr gut - hier mit Chili und Knofel.

Foto: Harald FIdler

Ja, nicht nur der Fidler fotografiert sein Essen.

Foto: Harald FIdler

Ja, die muss auch noch: Blaukrabbe stand in der Karte, auf einem Spiegel aus Eiweiß und Reiswein, um genau zu sein: Hua Diao. Das Weiß bleibt ziemlich lang heiß - und macht den Verzehr der Krabbe jedenfalls nicht leichter. Aber wenn man sie erst einmal entkleidet hat: eine Pracht.

Foto: Harald FIdler

Verdauungsspaziergang vorne bei den großen Fischschuppen - hier die unverdaulichen Überreste einer doch recht fetten Krabbe - oder war's doch eine Seespinne.

Foto: Harald FIdler

Einer von den wirklich großen Fischen hier: Hung Kee. Beim nächsten Mal.

Foto: Harald FIdler

Große Fischschuppen, dicke Fische: Hier kurz vor der Sperrstunde.

Foto: Harald Fidler

Horseshoe Crabs in beklemmender Enge: Pfelischwanzkrebse, übersetzt Leo.

Foto: Harald FIdler

Das sind Aussichten ... jetzt weniger für die Insassen, zugegeben.

Foto: Harald FIdler

Hier endlich: Delicious Congee, 75 Woo Sung Street, Jordan. Ich bin zweimal vorbeigelaufen.

Foto: Harald FIdler

Fish Congee, das Signature Dish für Abenteuerlustige.

Foto: Harald FIdler

Darf ich vorstellen: die Schwimmblase.

Foto: Harald FIdler

Schwer verknofelte Frösche im Delicious Congee. Mir bisserl zu intensiv.

 

Foto: Harald FIdler

Das einzige definitiv ungenießbare Tier im Meer vor Hongkong: die Riesenente des niederländischen Künstlers Florentijn Hofman, inzwischen bekanntlich entlüftet.

Foto: Harald FIdler