Graz - "Sie sind allein geblieben. Lambert allein zu Hause", feixte ÖVP-Klubchef Christopher Drexler. "Du wirst in der Steiermark keinen Skandal finden", assistierte Drexlers roter Klubobmann-Kollege, Walter Kröpfl, und ÖVP-Landeshauptmannvize Hermann Schützenhöfer schimpfte lauthals: "Sie machen alles schlecht."

Spott, Häme, Zorn, ein heftiger Shitstorm blies dem grünen Landtagsabgeordneten Lambert Schönleitner in der letzten Landtagssitzung entgegen. Schönleitner hatte abermals versucht, mit detaillierten Anfragen an Schützenhöfer Licht in die Finanzierung der Ski-WM 2013 in Schladming zu bringen. Die Landesregierung blockte jedoch auch diesmal ab.

190 Millionen Euro öffentliche Gelder

Die einzige offizielle Landeszahl sind jene 190 Millionen Euro öffentliche Gelder, die in die WM geflossen seien - 140 Millionen vom Land, 50 vom Bund. ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel sprach allerdings stets von gut 490 Millionen Euro, die in die Region Schladming investiert worden seien. Ein noch aufzuklärendes Gap. Ausgangspunkt waren jedenfalls jene 2010 im Landtag genehmigten 48,6 Millionen Euro für Schladming, der überwiegende Rest lief anschließend über " außerplanmäßigen Ausgaben".

Diese Kostenexplosion hatte auch der steirische Präsident der Industriellenvereinigung, Jochen Pildner-Steinburg, sowie der ehemalige ÖVP-Wirtschaftssprecher im Landtag, Manfred Kainz, zuletzt heftig kritisiert. Pildner-Steinburg sprach von "regionalen Größenwahn" in Zeiten des steirischen Sparbudgets, die WM wäre wesentlich günstiger zu organisieren gewesen. Er bezog sich auf diverse "Prestigebauten" wie das Kongresszentrum.

Ausweichend beantwortete Schützenhöfer in der Landtagssitzung die Frage, ob er vom ÖSV unter Druck gesetzt wurde und sich das Land zu den hohen Investitionen verleiten habe lassen. Er gebe zwar zu, dass Schröcksnadel durchaus gemeint habe: "Ich bringe die Athleten - du zahlst." Aber man kenne ja den "hintergründigen Humor" des Präsidenten.

Ernst Trummer, Ex-Chef der Planaibahnen, der in WM-Vorbereitungen zentral eingebunden war, hatte intern mehrmals kritisiert, dass das Land, obwohl es Millionen investiere, vom Partner ÖSV keine Zahlen erhalte. Im Land liegt diesbezüglich ein "Hilfeschrei" in E-Mail-Form auf. Er könne es nicht länger verantworten, Investitionen zu tätigen, ohne zu wissen, wie es um das Gesamtbudget stehe. Trummer wurde unter bis heute ungeklärten Umständen noch vor der WM gefeuert.

"Einiges nicht gut lesbar"

Im Landtag war zuletzt auch von geschwärzten ÖSV-Verträgen die Rede, was seitens des ÖSV kategorisch abgestritten wird. Der Schladminger Bürgermeister Jürgen Winter sagte dem Standard: "Es war einiges nicht gut lesbar, das kann aber auch an schlechten Kopien gelegen sein."

Dass sie sich nicht in die Karten schauen lassen wollen, demonstrierten die rot-schwarzen Regierer auch am Ende der Landtagssitzung. Sie lehnten den grünen Antrag nach Offenlegung der Schladminger Geldflüsse ab. Das werden sie aber bald müssen. Der Rechnungshof wird die Ski-WM unter die Lupe nehmen. "Wir prüfen insbesondere die Infrastruktur- und Bauprojekte" , hieß es dazu am Donnerstag zum Standard.(Walter Müller, DER STANDARD, 17.5.2013)