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Die rund 10.000 Mitarbeiter der Uni Wien sind aufgerufen, die Senatsmitglieder zu wählen.

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Am 16. Mai ist nicht nur der letzte Tag der Wahl der Österreichischen HochschülerInnenschaft, auch die rund 10.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Universität Wien sind aufgerufen, zu den Wahlurnen zu schreiten. Alle drei Jahre findet die Wahl des Senats statt.

Der Senat ist das letzte demokratisch gewählte Gremium an den Universitäten. In der Vergangenheit gab es oft Kritik an seiner Zusammensetzung. Professoren sind stärker vertreten, als etwa Uni-MitarbeiterInnen oder StudentInnen. Der Senat ist neben dem Uni-Rat und dem Rektorat eines der drei Steuerungsorgane einer Universität. Seit dem Inkrafttreten des Universitätsgesetzes 2002 ist er in seiner Handhabe jedoch entmachtet.

Wohin steuern die Universitäten?

Was leistet der Senat überhaupt? Wie muss er reformiert werden? Wie kann er in die Gestaltung der Universität eingreifen? Diese Fragen wurden bei einer Podiumsdiskussion am Mittwoch an der Universität Wien erörtert. Der Archäologe Friedrich Schipper vom UniversitätslehrerInnenverband – Schipper koordiniert auch den Blog "Uni 2020" auf derStandard.at – brachte Wissenschaftssprecher von ÖVP, Grünen und FPÖ, sowie Uni-MitarbeiterInnen und Senatsmitglieder an einen Tisch, um über die vergangenen Jahre Bilanz zu ziehen.

"Gesetzgeber ist sich nicht im Klaren"

Helmut Fuchs, langjähriger Senatsvorsitzender an der Universität Wien, stellte zunächst das "allgemeine Dilemma" der Universitätspolitik fest: "Der Gesetzgeber ist sich nicht im Klaren, was die Universitäten leisten sollen." Einerseits sollen sie Eliteeinrichtungen wie Harvard sein, andererseits gibt es keine Kapazitätsregelungen, kritisierte er.

Fuchs, der mit Ende der Funktionsperiode aus dem Amt ausscheidet, ist der Meinung, dass der Senat als eines der drei Leitungsorgane jedenfalls mehr Einfluss hat, als es formal der Fall ist, trage er doch wesentlich zur "Innensteuerung" einer Uni bei. Hauptaufgabe ist die Erstellung der Curricula. "Der Senat kann sehr viel mehr tun, als im Gesetz steht", ist Fuchs überzeugt. Und er ergänzt: "Das Vertrauen sollte den gewählten Senatsmitgliedern jedoch entgegen gebracht werden."

"Modernster Weg"

ÖVP-Wissenschaftssprecherin Katharina Cortolezis-Schlager verteidigte das Universitätsgesetz 2002. Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern gehe Österreich damit den "modernsten Weg". Sie sieht beim Senat noch Entwicklungspotenzial, etwa was die Implementierung des Bologna-Systems betrifft: "Die Umsetzung könnte besser sein."

Kurt Grünewald, Wissenschaftssprecher der Grünen, bezeichnete den Senat als jenes Organ, das zwar als einziges demokratisch gewählt sei, aber auch die wenigsten Kompetenzen habe. Er sagte, dass die Uni ein Ort der Auseinandersetzung sein müsse und appellierte für mehr Teamorientiertheit, da sich Wissenschaftler und Studierende in einer kollegialen Umgebung wohler fühlten. "Wir müssen das hierarchische Modell abbauen."

Auch FPÖ-Vertreter Martin Graf kritisierte den Senat für die Umsetzung des Bologna-Prozesses. "Hier hat der Senat in einer wichtigen Funktion versagt, da hätte ich mir mehr erwartet." Man habe viel zu wenig Widerstand geleistet, etwa daran, dass der Bachelor in vielen Berufssparten lange Zeit nicht anerkannt war.

"Höre sehr viel Kritik"

Psychologin Rotraud Perner sprach über ihre Coaching-Erfahrung an der Universität. "Ich arbeite mit vielen Lehrkräften. Was das Thema Führung und Mitbestimmung anbelangt, höre ich sehr viel Kritik." Sie ist der Meinung, Missstände müssen in der Öffentlichkeit diskutiert werden und brachte ein ansehnliches Beispiel: "Nur weil ein Schiedsrichter auch Linienrichter hat, gibt es noch lange keine Mitbestimmung am Fußballplatz." Auch an den Universitäten sei man von Mitbestimmung noch weit entfernt.

Welches Ergebnis die Senatswahl bringen wird, wird sich in den kommenden Tagen zeigen. Die bei der ÖH-Wahl oftmals in Kritik geratene niedrige Wahlbeteiligung, trifft übrigens auch die Senatswahl zu. Bei der letzten Senatswahl war die Beteiligung knapp unter 20 Prozent. (rwh, derStandard.at, 16.5.2013)