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Zu sicher konnten sich Missetäter in Zypern fühlen: Davon sind EU-Experten überzeugt.

Foto: AP/Karadjias

Als es Ende März um die Rettung Zyperns ging, standen die Banken der Mittelmeerinsel im Fokus. Ein Geldwäsche-Paradies soll das Land sein, hieß es, beliebt vor allem bei reichen, russischen Geschäftsleuten.

Die Regierung in Nikosia wies die Berichte zurück, dennoch setzte der zypriotische Finanzminister auch auf Hilfe aus Moskau.

Auch dass Zypern sieben bis acht Mal so viele Banken hatte, wie es seiner Größe nach brauchen würde, war für viele Experten ein Zeichen dafür, dass der Bankensektor nicht nur von der zypriotischen Wirtschaft lebte.

An Strafverfolgung hapert es

Die Eurogruppe forderte Nikosia unter anderem dazu auf, stärker gegen Geldwäsche vorzugehen. Das Land setze die Bestimmungen zwar korrekt um, an der Strafverfolgung aber hapere es, wurde vermutet.

Nach einem Bericht des Expertenausschusses des Europarates gegen Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung (Moneyval) aus dem Jahr 2010 wurden seit 2006 nämlich immer weniger Personen wegen Geldwäsche untersucht, berichtete die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ). Im Jahr 2009 etwa seien nur 19 Personen strafrechtlich verfolgt und nur zwei von ihnen verurteilt worden. Die Statistiken erklärten nicht wirklich, warum viele Untersuchungen eingestellt und Personen freigesprochen werden, kritisierte die Agentur. Sie räumte allerdings auch ein, dass Zypern nicht ausreichend Personal und Mittel habe, um die Geldwäsche wirkungsvoll zu kontrollieren.

Im Dezember vergangenen Jahres hieß es dann, dass der Finanzsektor zwar befriedigend überwacht werde, die Geldwäsche-Anforderungen im Immobiliensektor und im Edelmetallhandel aber müssten noch besser umgesetzt werden.

Schutzmaßnahmen mangelhaft

Nach einem Nikosia-Besuch Mitte März haben die Moneyval-Experten ihre Einschätzung jetzt aber "deutlich revidiert", und zwar nach unten. Gemeinsam mit der Wirtschaftsprüfungsagentur Deloitte kam Moneyval zum Ergebnis, dass das Bankensystem des hoch verschuldeten Eurolandes sogar noch viel anfälliger ist als befürchtet. Die Schutzmaßnahmen und Kontrollen der Kreditinstitute seien in einigen Fällen mangelhaft gewesen. Manchmal wüssten die zypriotischen Banken nicht einmal, wer ihre Kunden überhaupt sind, kritisieren sie in dem Bericht vom 10. Mai. Außerdem hätten die Banken eine beträchtliche Anzahl verdächtiger Transaktionen nicht an die Behörden gemeldet.

Trotzdem: Zypern erhält Hilfskredite in Milliardenhöhe von seinen internationalen Geldgebern. (Reuters/red, derStandard.at, 16.5.2013)