Status, Macht und diese feudale Benzigkeit: Das repräsentiert die Mercedes S-Klasse seit jeher mit großer Geläufigkeit. Vom Vorstandschef bis zum Problem-Rapper, vom Oligarchen bis zum braven Mittelständler, der es endlich geschafft hat: Seit 1972 mit dem Start der S-Klasse W 116 - große Daimler-Limousinen gab es freilich schon davor - vermittelt die "Sonderklasse" dem Besitzer das gute Gefühl, oben angekommen zu sein.

Allein: Der Abstand zu den teils ebenbürtigen, teils besseren Angeboten namens BMW 7er, Audi A8 und Lexus LS hat sich spürbar verkürzt. Vor allem aber hat sich der Vorgänger, die seit 2005 gebaute S-Klasse W 221, nachgerade prächtig verkauft. Diesen Erfolg zu toppen, die Konkurrenz auf Distanz zu halten, neue Maßstäbe in Sachen Sicherheit und Innovation zu setzen - es gibt lockerere Jobprofile als jenes der neuen S-Klasse.

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Das atmosphärische Setting für das Debüt darf übrigens als würdig bezeichnet werden. Ort der Handlung: Hamburg, genauer die Auslieferungshalle für die fliegende Wuchtbrumme Airbus A380. Musikalische Untermalung: die Hamburger Symphoniker und eine gewisse Alicia Keys.

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Das erwartungsfrohe Publikum: 750 geladene, von fünf Sterneköchen verköstigte Gäste, denen Daimler-Chef Dieter Zetsche eine klare Botschaft rapportierte: Diese S-Klasse sei das beste Automobil der Welt.

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Und damit genug mit Vorspiel, Premiere für den neuen Ober-Benz, Code W 222.

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Was den optischen Auftritt des neuen Flaggschiffs betrifft, sind die großen Experimente erwartungsgemäß ausgeblieben. Die feist ausgestellten Radkästen des Vorgängers sind abgeschmolzen, stattdessen fährt den Flanken schon im Stand der Fahrtwind ins Blech: Mehrere scharf modellierte Kanten betonen den Willen zur Dynamik. An der Front signalisiert ein ostentativer Kühlergrill, wer hier Chef ist. Die Scheinwerfergeometrie setzt auf den souveränen, keineswegs aggressiven Blick.

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Beim Format müssen sich S-Klasse-Besitzer nicht umgewöhnen: Der Neue legt um zwei Zentimeter auf 5,12 Meter zu, so es sich um die Kurzversion handelt. In der Langversion sind 5,25 Meter zu bewegen. Letztere wurde übrigens zuerst entwickelt und der "Kurze" davon abgeleitet, schließlich wird in China und den USA die Chauffeur-Ausgabe besonders gern genommen.

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Das Heck zitiert nur noch das Motiv des aufgesetzten Kofferraumdeckels, ansonsten schimmern die Looks des großen CL-Coupés durch.

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Bei den Antrieben ist die Revolution vorerst ausgeblieben. Zum Markstart kommen ein Benziner (S 500 mit 455 PS) und ein Sechszylinder-Dieselaggregat (S 350 Bluetec, 258 PS). Die einzige Hybridversion gibt vorerst der S 400 mit 306 PS plus 27 PS aus dem E-Motor. Plug-in-Hybride sind für das zweite Halbjahr 2014 programmiert. Bereits diesen Herbst gehen 4Matic und weitere Motorisierungen (darunter S 300 Bluetec Hybrid) ins Rennen.

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An Luxus, Komfort und Annehmlichkeiten für Fahrer als auch Chauffierte ist naturgemäß kein Mangel, vor allem in der Langversion. Optisch dominiert ein mit kühnem Schwung hingemalter Instrumententräger. Die Anzeigen hinterm Volant sind wie bereits im Vorgänger volldigitalisiert, in einen weiteren Bildschirm im Mittelblock lassen sich je nach Blickwinkel unterschiedliche Informationen einblenden. Das Bediensystem wurde neu sortiert, versprochen wird eine logische Menüführung.

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Insgesamt mehr als 100 Stellmotörchen sind im Einsatz, um Wohlfühlatmo und Bord-Entertainment auf Knopfdruck zu garantieren. Im Fond harrt auf Wunsch eine "Business-Mittelkonsole". Beim Langen als auch beim Kurzen sind die Lehnen verstellbar. In der Stretch-Version fährt auf Wunsch am Platz hinter dem Beifahrersitz eine Klappliege aus.

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Ist dem Top-Entscheider nach Entspannung zumute, harrt eine Massagefunktion nach dem Hot-Stone-Prinzip der Aktivierung. Die Sitzbelüftung lüftet noch sanfter, beheizbar sind nun auch die Armauflagen. Oldstyle-Features wie Leder und Edelhölzer sind übrigens auch verfügbar.

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Erwähnenswert nicht minder: die aufgepimpte Klimaautomatik, die jeden Sitzplatz noch individueller klimatisieren soll. Die einströmende Luft wird nun auch ionisiert, also von Viren und Sporen gereinigt, sowie bei Bedarf beduftet. Olfaktorisches Ungemach sollte also draußen bleiben.

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In Sachen Sicherheit und Assistenz zeigt sich die neue S-Klasse erwartungsgemäß als hochgerüsteter Bodyguard. Der heißt "Intelligent Drive" und sorgt dank der Vernetzung von Bord-, GPS- und Telemetriedaten für ein friktionsfreies Vorankommen.

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Drohende Außeneinwirkungen werden dank eines 360-Grad-Blicks der Sensoren nun von allen Seiten erkannt. Dementsprechend reagieren Gurtstraffer und Airbags. Ansonsten gibt's Spurhalteassistent, einen autonomen Bremser bis Tempo 50 (im Bedarfsfall), Stauspurfolge-Buddy, adaptives Fernlicht, Nachtsichtgerät, Müdigkeitswarner etc.

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Der Gourmet-Leckerbissen in der Extras-Liste hört auf den Namen "Magic Body Control". Hinter dem schönen Namen verbirgt sich ein vorausschauendes Fahrwerk, das die Dämpfer abhängig von den Informationen des Straßenoberflächen-Sensors anpasst. Glühlampen sind übrigens out, es wird per LED geleuchtet. Schlau: In der Nacht dimmt sich das Bremslicht bei Bedarf zurück. Es dankt der Hintermann an der Ampelkreuzung.

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Marktstart für die ab sofort bestellbare neue S-Klasse ist der 19. Juli. Einstiegspreis in die Oberliga, so man den S350 Bluetec in der Kurzversion als Basismodell sehen will: 87.650 Euro. (Stefan Schlögl, derStandard.at, 15.5.2013)

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