Ende eines Symbols, das an den Geist der sozialistischen Jugendkultur der 1930er erinnern sollte und dann zur Unterkunft für Asylwerber wurde: Das Afritsch-Heim in Wien-Hietzing macht Platz für Neues und wird derzeit abgerissen. Kurz davor sind diese Bilder entstanden

Das Dach teilweise eingestürzt, die Fenster zerbrochen und zugenagelt. Kein Zweifel mehr: Das Josef-Afritsch-Heim ist nicht zu retten.

Foto: michael hierner / www.hierner.info

Die 1949 eröffnete "Internationale Kulturstätte Hörndlwald" war einst als Jugendtreff und Schulungszentrum geschaffen worden. Es sollte an den Geist der sozialistischen Jugendkultur der 1930er Jahre erinnern.


Im Bild: Die Eingangstür.

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1965 wurde es nach dem ehemaligen Wiener Stadtrat und Innenminister Josef Afritsch umbenannt. Bis Ende der 1970er Jahre war das Heim ein symbolträchtiger Ort für die Wiener Jugendpolitik.


Im Bild: Die Eingangshalle.

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Anfang der 1980er Jahre wurde es für die Volkshilfe immer schwerer, die Mittel für die Erhaltung des Bauwerks bereitzustellen, und statt Kindern wurden etwa 100 AsylwerberInnen einquartiert.


Im Bild: Ein ehemaliges Zimmer.

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Doch auch diese Nutzung war aufgrund des desolaten Zustands nicht lange möglich, und so ließ die Volkshilfe das Gebäude verfallen - trotz der Verpflichtung, es zu erhalten.


Im Bild: Poster an der Wand.

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Im Jahr 2012 wurde das Nutzungsrecht deshalb aufgelöst und eine Entschädigung von 450.000 Euro an die Volkshilfe gezahlt. Das wird vor allem von ÖVP-Bezirksvorsteher Heinrich Gerstbach kritisiert.


Im Bild: Der Gang zum Speisesaal.

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Da das Gebäude weder denkmalgeschützt ist noch in einer Schutzzone liegt, wird es nun abgerissen. Konkrete Pläne für die weitere Bebauung gibt es laut Wohnbaustadtrat Michael Ludwig nicht.


Im Bild: Der eingestürzte Speisesaal.

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Dabei soll der Flächenwidmungsplan von 2.600 auf 4.200 Quadratmeter erweitert worden sein. Als mögliche Nutzung steht neben Wohnbau auch eine geriatrische Einrichtung zur Debatte.


Im Bild: Das schwer desolate Lager.

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Das verlassene Afritsch-Heim war zwischendurch ein Geheimtipp für Urban Explorers. Aber auch Randalierer suchten das Gebäude heim und zerstörten etwa das von vielen Sammlern geschätzte Lilien-Porzellan.

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Besser ergeht es der Figur "Großer stehender Jüngling" von Fritz Wotruba, die von der Volkshilfe in Sicherheit gebracht wurde. Laut der Kulturabteilung der Stadt Wien (MA 7) ist jedoch die Gemeinde der rechtmäßige Besitzer des wertvollen Kunstwerks.


Im Bild: Die besonders in Mitleidenschaft gezogene Bausubstanz.

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Es liegt nun an der Stadt Wien, ob am Ort des ehemaligen Afritsch-Heims wieder eine kulturell-soziale Einrichtung oder gewinnbringende Wohnungen gebaut werden. Alternativ könnte sie auch auf eine Bebauung verzichten und das Grundstück wieder dem Erholungsgebiet Hörndlwald zuführen. Der Abriss ist derzeit jedenfalls voll im Gang und soll demnächst abgeschlossen sein. (Michael Hierner, derStandard.at, 17.5.2013)

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